"AktVis": Zehn Tipps zur Innenentwicklung
Handlungsempfehlungen und Schlussbericht veröffentlicht
In der Innenentwicklung treffen viele unterschiedliche Interessen und Konflikte aufeinander, die nur kooperativ und gemeinsam bewältigt werden können. Wie das geht, stellt "AktVis" in seinen Handlungsempfehlungen vor.

Im Verbundvorhaben „AktVis“ wurden im Zusammenwirken von Politik, Verwaltung und Wissenschaft sowie privaten und wirtschaftlichen Akteuren neue Methoden zur Aktivierung von Innenentwicklungspotenzialen erarbeitet und erprobt. Es wurden Beteiligungs- und Visualisierungsinstrumente entwickelt und in drei südhessichen Kommunen erprobt. Die Projektpartner*innen untersuchten anschließend, welche Auswirkungen diese Instrumente auf die Aktivierung von Innenentwicklungspotenzialen in kleinen und mittleren Kommunen haben können.

Zum Abschluss des Projekts hat AktVis einen Schlussbericht veröffentlicht. Dieser fasst die Ergebnisse des Forschungsvorhabens zusammen und formuliert Handlungsempfehlungen.

Diese praxisrelevanten Handlungsempfehlungen richten sich besonders an kommunale Verwaltungen und politische Vertreter*innen kleinerer und mittlerer Kommunen. Neben Anregungen für die Eigentümeransprache und -beratung wird die interaktive und visuelle Ortsinnenentwicklung näher beschrieben und zukünftige Einsatzbereiche des WebGIS aufgezeigt.

Die Eigentümeransprache und -beratung bildet eine wichtige Grundlage in der Ortsinnenentwicklung. Für eine erfolgreiche Einbindung von relevanten Akteuren wurde in AktVis ein dreistufiges Verfahren zur Aktivierung der Eigentümer angewandt. Dieses Verfahren umfasst die Sensibilisierung für das Thema Innenentwicklung, die Identifizierung von städtebaulichen Defiziten und Handlungsfeldern sowie die vertiefte Auseinandersetzung mit Eigentümer*innen und Anwohner*innen in den identifizierten Ortsteilen. Nach der Aktivierung erfolgt die Beratung insbesondere von Einzeleigentümer*innen, die den meisten Informations- und Unterstützungsbedarf aufweisen. Durch diesen Dialog werden Bedürfnisse, Vorstellungen und Absichten der Eigentümer*innen sichtbar. Dies schafft Planungssicherheit für Kommunen und einen Überblick über die tatsächlich aktivierbaren Innenentwicklungspotenziale.

Um den Beteiligten einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema Innenentwicklung zu ermöglichen, wurden ein Multitouch-Tisch und das zugehörige WebGIS entwickelt und angewandt. So ein interaktives und visuelles Tool für die Ortsinnenentwicklung hat mehrere Vorteile: Einerseits können vorhandene Flächenpotenziale besser dargestellt werden. Andererseits löst das WebGIS-Tool mithilfe der visuellen Werkzeuge die passive Betrachter-Rolle der Nutzenden auf. Die Nutzenden werden hierdurch in die Lage versetzt, den Ort mitzugestalten.

AktVis sieht die denkbaren zukünftigen Einsatzmöglichkeiten des WebGIS unter anderem in der Bürgerbeteiligung und weiteren Partizipationsformaten sowie als Veranschaulichungsinstrument in Beratungsgesprächen. Dazu kann es als verwaltungsinternes Informations- und Austauschtool, Kommunikationsmedium zwischen Verwaltung und Politik, als interkommunale oder regionale Plattform zur Kommunikation und als Feedbacktool für bauliche Maßnahmen dienen.

Im Ergebnis stehen die zehn wichtigsten Erkenntnisse für eine Innenentwicklungsstrategie in kleinen und mittleren Kommunen. Diese sind:

  1. Bewusst machen
    Ausgangspunkt für eine erfolgsversprechende Innenentwicklung ist die Schaffung eines Bewusstseins für die Thematik und deren Notwendigkeit.
  2. Kommunizieren
    Die vielen Interessen und Akteure müssen in einem moderierten und koordinierten Prozess integriert werden.
  3. Verdeutlichen & begründen
    Kommunikation und Information sind vertrauensbildende Maßnahmen in Stadtentwicklungsprozessen. Verständlich aufgearbeitete Informationen ermöglichen daher eine wirksame Beteiligung und nachhaltiges Engagement.
  4. Gemeinsam & vernetzt vor Ort
    Das Zusammenspiel aller Maßnahmen und Projekte im ganzen Ort ist entscheidend: Ein hoher Gemeinschaftssinn erleichtert die Beteiligung und erhöht die Aktionsbereitschaft der Bürger*innen.
  5. Spielerisch & ernsthaft
    Neben dem fachlichen Ernst können spielerische Elemente die Kreativität und Motivation, aber auch den Mut zur Veränderung fördern und somit zur Entwicklung von Zukunftsvisionen beitragen.
  6. Aufmerksam sein & Chancen nutzen
    Innenentwicklung muss auf einen längerfristigen und kontinuierlichen Prozess angelegt sein. Eine mehrstufige Ansprache bietet das Potenzial die großen Handlungsfelder zu erarbeiten und schrittweise umsetzbare Maßnahmen und Projekte herauszufiltern.
  7. Politisch umsetzen, aber auch bürgerschaftlich fordern
    Neben dem politischen Willen ist das Engagement aller Akteure entscheidend. Bürgermeister*innen kommt eine besondere Rolle zu, da sie nicht nur für den Bewusstseinswandel, sondern insbesondere auch für die Umsetzung entscheidende Motoren sein können.
  8. Transparenz & Offenheit in der Ortsentwicklung
    Ein offener Umgang mit Informationen und Entscheidungsprozessen kann den Aufbau einer gegenseitigen Vertrauensbasis fördern, einer Misstrauensbildung vorbeugen und das Vertrauen in die kommunale Arbeit stärken.
  9. Konkret mit Visionen
    Wichtig ist die langfristige Ausrichtung durch eine gemeinsame Vision mit konkreten Maßnahmen, die schrittweise umgesetzt werden können. Veränderungen sollten mitbedacht werden.
  10. Diskussion & Konsens
    Das Vertreten von Eigeninteressen ist legitim. Erst im Zusammenführen aller Interessen und Belange kann man zu ausgewogenen Entscheidungen kommen.

Der Schlussbericht und die Handlungsempfehlungen stehen Ihnen auf der Projektwebseite zum » Download zur Verfügung.