Planspiel strategischer Rückzug
Handreichung "Strategischer Rückzug aus kleinen peripheren Ortsteilen ohne Entwicklungsperspektive"
Eine Hilfestellung für Kommunen
Sollen sich Kommunen aus abgelegenen Ortsteilen mit geringer Entwicklungsperspektive "strategisch zurückziehen"? In einem Planspiel des Modellvorhabens der Raumordnung (MORO) haben sich Akteure aus Wissenschaft und Praxis dieser tabuisierten Frage gestellt und die verschiedenen Szenarien realitätsnah durchgespielt.

Vor allem in ländlichen und strukturschwachen Räumen finden sich peripher gelegene Ortsteile, die von natürlichem Bevölkerungsrück­gang, Abwanderung und Alterung durch erheblichen Leer­stand geprägt sind. Oftmals bleiben über Jahrzehnte private und öffentliche Erneuerungsinvestitionen aus und es zeichnen sich keine positiven Entwicklungsperspektiven ab.

Wenn in solchen Ortsteilen größere Erneuerungsinvestitionen bei den technischen Infrastrukturen (Straße, Kanalisation, Trinkwasser, ggf. Brücken) unaufschiebbar werden, stehen den sehr hohen Investitionskosten oft nur sehr wenige Einwohner*innen gegenüber. Wäre es in diesem Augenblick vorstellbar, dass die betreffende Gemeinde beschließt, sich aus dem Ortsteil „strategisch zurückzuziehen“?

Im Rahmen eines Planspiels des Modellvorhabens der Raumordnung (MORO) „Anpassung peripherer Siedlungsstrukturen“ prüften die Teilnehmenden in unterschiedlichen Rollen, ob es für eine Kommune hilfreich sein kann, über planerische Ansätze einen strategischen Rückzug aus einem peripheren und stark schrumpfenden Ortsteil zu forcieren. Dabei standen das Bau- und Planungsrecht, die Kosten eines Rückzugs sowie soziale und emotionale Aspekte in der Gemeinde im Fokus. Es wurden vier grundsätzliche Handlungsoptionen herausgearbeitet: kein strategischer Rückzug, also der Erhalt des Ortsteiles; ein sehr langsamer strategischer Rückzug; ein forcierter, vollständiger Rückzug sowie ein forcierter, aber nur teilweiser Rückzug.

Die Diskussionen zu den verschiedenen Rückzugsoptionen sind im » MORO Praxis Heft 15 „Strategischer Rückzug aus kleinen peripheren Ortsteilen ohne Entwicklungsperspektive – Eine Handreichung für Kommunen“ ausführlich dargestellt. Die Ergebnisse sind als eine Handreichung zu verstehen. Es wird deutlich, welche Handlungsoptionen Gemeinden haben, die einen strategischen Rückzug aus einem peripheren Ortsteil ohne tragfähige entwicklungsperspektiven ergebnisoffen prüfen wollen und welche Instrumente ihnen für die Umsetzung zur Verfügung stehen. Außerdem wird erkennbar, welchen Beitrag Bund und Länder als übergeordnete Ebenen zur Unterstützung solcher Anpassungsstrategien leisten können.