"Im Gespräch...": Dr. Vera Grimm (Bundesministerium für Bildung und Forschung)
Erfahrungen und Ergebnisse aus den ersten vier Jahren "Kommunen innovativ"
Dr. Vera Grimm blickt auf die gewonnen Erkenntnisse aus der Fördermaßnahme zurück und wagt einen Blick in die Zukunft: Wie geht es weiter mit "Kommunen innovativ"?

Seit 2016 fördert das Bundesforschungsministerium im Rahmen der Fördermaßnahme "Kommunen innovativ“ Städte und Regionen dabei, Ansätze und Instrumente zu entwickeln und zu erproben, um mit den Auswirkungen des demografischen Wandels umzugehen und eine zukunftsfähige Kommunalentwicklung zu betreiben.

Dr. Vera Grimm (Bundesministerium für Bildung und Forschung, Referat 726 - Ressourcen, Kreislaufwirtschaft, Geoforschung) begleitet die Fördermaßnahme auf Seiten des Ministeriums.

 

Frau Dr. Grimm, im Jahr 2016 ist die BMBF Fördermaßnahme "Kommunen innovativ" gestartet. 2020 enden die aktuellen Verbundvorhaben der ersten beiden Stichtage. Wodurch zeichnen sich der Ansatz und die Arbeit in dieser Fördermaßnahme aus?

Dr. Vera Grimm: Mit "Kommunen innovativ" hat das BMBF die Rolle von Kommunen in Forschungsvorhaben bewusst gestärkt. Kommunen sind hier gleichberechtigte Forschungspartner, Verbundkoordinatoren und Umsetzende. In den Projekten arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Kommunen Hand in Hand, um neue Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung aufzuzeigen und zur Anwendung in der kommunalen Praxis zu bringen. Viele Ergebnisse könnten dabei auch für andere Kommunen in Deutschland hilfreich sein.

Die rund 30 geförderten Projekte haben sich mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen beschäftigt, vor denen Kommunen stehen. Jedes dieser Themen adressiert ganz reale Probleme. Welche dieser Themen und Lösungen haben Sie beispielhaft besonders beeindruckt?

Dr. Vera Grimm: Zunächst faszinieren mich die Bandbreite der Themen und die vielen guten Lösungen, die nun vorliegen. Denn das repräsentiert das Themenspektrum, das den Alltag der Kommunen bestimmt. Ich freue mich, dass wir mit der Fördermaßnahme anschauliche Lösungen für die Praxis entwickeln konnten, z.B. kommunale Innenentwicklungsfonds, Integration von Migranten und Migrantinnen in Stadt und Land, Umgang mit Multilokalität, Sicherung der Daseinsvorsorge durch Ehrenamt, Bürgerfonds, Vermeiden von Gewerbeleerstand, valide Daten der Demografieentwicklung und soziale Innovation. Dies ist nur eine Auswahl, die Liste ist noch länger. Die Lösungen, das sind zum einen praktische Produkte und zum anderen das prozesshafte Lernen, was ebenso wichtig ist.

Die vielfältigen Ergebnisse und Erfahrungen aus den Verbundvorhaben werden in der » Online-Veranstaltungsreihe "Was macht Kommunen innovativ?" im Herbst 2020 vorgestellt und diskutiert. Aus Ihrer Sicht: Was macht Kommunen innovativ?

Dr. Vera Grimm: Die Bereitschaft zur Veränderung. Der Mut sich auf etwas Neues einzulassen – wie etwa ein Forschungsvorhaben – und die Ergebnisse dann auch umzusetzen. Ich glaube, dass die Menschen in den Kommunen mit ihren Ideen, ihrem kreativen Gestaltungswillen, ihrem Engagement und ihrer Bereitschaft mit anderen Akteuren zusammenzuarbeiten Kommunen innovativ machen. Dazu kommt noch Ausdauer. Für sehr Vieles braucht man einen langen Atem.

Stichwort "langer Atem" - Wie geht es nach vier Jahren "Kommunen innovativ" weiter?

Dr. Vera Grimm: Der Erfolg von "Kommunen innovativ" hat uns dazu bewogen, einen dritten Stichtag im Jahr 2019 zu veröffentlichen. Diesmal haben wir die Daseinsvorsorge in strukturschwachen Regionen in Deutschland in den Blick genommen. Wir haben zahlreiche Skizzen erhalten, die derzeit begutachtet werden. Die neuen Vorhaben sollen Mitte 2021 ihre Arbeit aufnehmen. Ich freue mich über diese Entwicklung und bin gespannt, welche konkreten Themen bearbeitet werden.