Im Gespräch: Halbzeit in vier Verbundvorhaben
Vier Verbundvorhahen geben Einblick in den Stand ihrer Arbeit nach der ersten Hälfte der Projektlaufzeit.

In der Rubrik "Im Gespräch" geben in dieser Ausgabe des Newsletters Verbundvorhaben aus unterschiedlichen Fokusthemen einen Einblick in Ihre Arbeit. Wir sprachen mit ihnen über den Stand des Projekts nach der Hälfte der Projektlaufzeit und die nächsten wichtigen Schritte zum Erreichen der Projektziele. Mit uns im Gespräch waren:

Prof. Dr. Peter Adolphi
Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern
Verbundkoordinator im Verbundvorhaben » "fokusLAND"
(Fokusthema „Daseinsvorsorge und Infrastruktur“)
Dr. Marta Jacuniak-Suda und Angelika Sack
Landkreis Nienburg/ Weser
Verbundkoordinatorin und Projektmitarbeiterin im Verbundvorhaben » "KIF"
(Fokusthema „Innenentwicklung mit neuen Instrumenten“)
Dr. Peter Schaal
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Verbundkoordinator im Verbundvorhaben » "WatNu?"
(Fokusthema: Partizipation und Innovation in Reallaboren)
Uwe Ziesler
Stadt Zwickau
Verbundkoordinator im Verbundvorhaben » "IER-SEK"
(Fokusthema „Datenmanagement und Entscheidungstools“

 

Wo steht Ihr Projekt gegenwärtig? Beschreiben Sie eine wesentliche Erfahrung aus der bisherigen Projektarbeit, von der die anderen "Kommunen innovativ" Verbundvorhaben lernen können.

Prof. Dr. Peter Adolphi – "fokusLAND": In "fokusLAND" sind in allen 4 Regionen Akteurstreffen durchgeführt worden. Das Interesse überstieg unsere Planungen, was sich in Teilnehmerzahlen ebenso ausdrückte wie in der Themen- und Initiativenvielfalt oder den Erwartungshaltungen gegenüber unseren Angeboten.
In den begleitenden Interviews erfahren wir nun mehr zu Motivationen und Hemmnissen und versuchen, unsere Angebote entsprechend zu schärfen. Es ist sehr anspruchsvoll, Veranstaltungsformate zu finden, die der Vielfalt der Interessen gleichermaßen gerecht werden und auf diese Weise einen Mehrwert für viele bieten können.

Dr. Marta Jacuniak-Suda und Angelika Sack – "KIF": Zurzeit wird in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen eine Nutzwertanalyse für die Priorisierung von Projektanträgen, die aus dem Kommunalen Innenentwicklungsfonds gefördert werden sollen, entwickelt. Gleichzeitig führen wir leitfadengestützte Expertengespräche mit Vertretern wissenschaftlicher Einrichtungen, der Wirtschaft sowie Behörden, um das bis dato erarbeitete Fondsmodell weiter zu konkretisieren.
Im Zuge der 2017 durchgeführten Bürgermeisterworkshops waren sich die kommunalen Vertreter einig, dass die Ausweisung von Neubaugebieten mit hohen Folgekosten verbunden ist. Somit wird das Wohnen und Arbeiten im Ortskern immer attraktiver und ist schließlich für die Kommunen günstiger.

Dr. Peter Schaal – "WatNu?": Aktuell haben wir mit unserem Team die Problemlagen in den Modellkommunen identifiziert und systematisiert. Durch Interviews mit Einheimischen und Touristen haben wir Sichtweisen und Ideen der Menschen erfasst und die Schlüsselakteure ausfindig gemacht.
Der Beteiligungs- und Aktivierungsprozess stellt sich gerade in den touristisch geprägten, ländlichen Gemeinden mit fragmentierten Bevölkerungsschichten unterschiedlicher Herkunft als extrem aufwändiger Prozess heraus. Die Mitwirkungsbereitschaft dieser Menschen ist, angesichts ihrer unterschiedlichen Herkunft und ihrer Interessensgegensätze, sehr unterschiedlich ausgeprägt. Positive Unterstützung erhält der Beteiligungsprozess in unserer Partnergemeinde Wangerland durch das ausgeprägte Engagement von Politik und Verwaltung. Bürgermeister Björn Mühlena unterstützt das Projekt nach Kräften.
Um mögliche Beteiligte vor Ort zu aktivieren wurden unterschiedliche Formate angewendet. Es wurden Zukunftsgespräche mit Politik und Verwaltung geführt. In Bürgerwerkstätten wurden zentrale Themen weiter entwickelt. In der letzten Bürgerwerkstatt "Mobilität und Nahversorgung" wurden erste konkrete Ideen zur Verbesserung der Mobilitäts- und Versorgungsangebote entwickelt.

Uwe Ziesler – "IER-SEK": Wir stehen vor der prototypischen Realisierung der aktuellen Ergebnisse. In enger Kooperation zwischen Kommune, Wirtschaft und Wissenschaft wurde ein Kennzahlenkatalog erstellt, welcher sowohl kommunalen als auch wohnungswirtschaftlichen Anforderungen gerecht wird. Mit Hilfe von "IER-SEK" kann die Kommune zentral und realistisch Auskunft über die Wohnsituation in der Stadt Zwickau geben. Die wohnwirtschaftlichen Unternehmen können durch "IER-SEK" ihre langfristigen Entscheidungen und Entwicklungen auf städtischen Informationen aufbauen.
Ein wichtiger Bestandteil der bisherigen Arbeiten war die ständige Zusammenarbeit mit den wirtschaftlichen Partnern. Durch die regelmäßigen Projekttreffen, konkrete Anfragen und persönliche Gespräche konnten diese, trotz deren wichtigen operativen Tätigkeiten, für das Vorhaben motiviert werden. Dem Konsortium ist dabei der Datenschutz von besonderem Interesse. Dieser muss zu jedem Zeitpunkt sichergestellt werden.

Was ist der nächste wichtige Schritt auf dem Weg zum Erreichen Ihrer Projektziele?

Prof. Dr. Peter Adolphi – "fokusLAND": Die "fokusLAND"-Zwischenauswertung auf unserem „Halbzeittreffen“ in Wolgast hat uns gezeigt, dass ein redaktionell begleitetes „interaktives Portal“ aller Initiativen ein wichtiges Kooperationstool sein könnte, das die "fokusLAND"-Ziele auch über die Projektlaufzeit hinaus realisierbar macht. Deshalb werden wir es realisieren und im Frühsommer 2019 mit einer "Exkursion durch’s Portal" den Projektabschluss markieren, ohne dadurch das Zusammenwirken zu beenden.

Dr. Marta Jacuniak-Suda und Angelika Sack – "KIF": Im März und April ist eine umfangreiche qualitative und quantitative Befragung der Bürgermeister in den Landkreisen Nienburg/Weser und Gifhorn vorgesehen. Im Fokus steht die Ermittlung der Bedarfe, Interessen und tatsächlichen Voraussetzungen der Gemeinden zur Ausgestaltung des Fonds. Basierend darauf werden Szenarien für mögliche Fondszuschnitte gebildet, die in den für September terminierten Planspielen getestet werden. Anschließend prüfen wir die rechtlichen Gestaltungsspielräume des Fonds vor dem Hintergrund unterschiedlicher kommunalverfassungsrechtlicher Voraussetzungen. Ein spannendes Arbeitsjahr steht uns bevor.

Dr. Peter Schaal – "WatNu?": Das Projekt erhält in der Gemeinde Wangerland eine zunehmende Beachtung. Es haben sich erste "Verantwortungsgemeinschaften" zum Thema Mobilität und Nahversorgung herausgebildet. Hier finden sich idealerweise Bürger und Funktionsträger, die das Interesse, das Know How, die Ausstattung und ggf. auch das Kapital haben, um gemeinsame Projektideen realisieren zu können.
Im nächsten Schritt wird es in den Reallaboren von zentraler Bedeutung sein, die Ideen der "Verantwortungsgemeinschaften" zur Verbesserung von Mobilität und Versorgung zu konkretisieren und zu adressieren. Dieser Prozess erfordert einen hohen Beratungs- und Unterstützungsbedarf. Unterstützung erhoffen wir uns durch geeignete Fördermaßnahmen, über die der Beteiligungsprozess über die Projektlaufzeit hinaus verstetigt und die besten Ideen zur Umsetzung gebracht werden können.

Uwe Ziesler – "IER-SEK": Die nächsten Schritte sind insbesondere die prototypische Realisierung in einer web-fähigen Anwendung auf der dafür geeigneten Infrastruktur sowie die zunehmende Automatisierung der Datenbeschaffung. Ein wichtiger Schritt ist auch in Zukunft die Öffentlichkeitsarbeit im Projekt. Im Rahmen des "IER-SEK Halbjahrestreffens" haben sich am 6. Februar 2018 eine Vielzahl von Vertretern der Wohnungswirtschaft, der Forschung, Projektpartner aus der Fördermaßnahme "Kommunen innovativ" und das DIFU zu einer erfolgreichen Fachtagung im Zwickauer UBINEUM getroffen. Thema der Diskussion waren neben Bilanz und Ausblick insbesondere Berührungspunkte und Erfahrungen anderer Projektpartner im Rahmen von "Kommunen innovativ".