"Im Gespräch ...": Projektende – Was bleibt aus Sicht der Praxis?
Was bleibt in den Kommunen nach Ablauf der Projektförderung?
Wir haben drei Verbundvorhaben gefragt, welche Erfahrungen sie als Praxispartner gemacht haben und welche langfristigen Ergebnisse in ihren Kommunen durch die Arbeit in der Fördermaßnahme verankert werden konnten.

Michaela Bonan ist Leiterin der Dortmunder Koordinierungsstelle "nordwärts"
und Projektleiterin des Verbundvorhabens » "KuDeQua".
(Themen: Daseinsvorsorge sichern! Allianzen bilden! Experimente wagen!
Beschäftigungspotenziale erschließen!)

Matthias Riepe arbeitet für die Osnabrücker Land-Entwicklungsgesellschaft mbH (oleg)
und ist Projektmitarbeiter im Projekt » "Flächenmanagement".
(Themen: Innen entwickeln! Beschäftigungspotenziale erschließen!)
Benjamin Möller ist im Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen e.V. tätig
und leitete das Projekt » "WEBWiKo".
(Themen: Daseinsvorsorge sichern! Datenschätze heben! Interkommunal agieren!)

 

Frau Bonan, Herr Riepe und Herr Möller, wie hat das Projekt Ihre Kommunen verändert? Wie werden die neuen Ansätze und Instrumente langfristig vor Ort verankert?

Michaela Bonan – "KuDeQua": Die Stadt Dortmund konnte in zweierlei Hinsicht von den Erkenntnissen und den im Projekt entwickelten Instrumenten profitieren: Zum einen in Hinblick auf den Wissensaufbau sowohl bei städtischen Mitarbeitenden wie auch den Bürger*innen. Etwa durch einen im Projekt entwickelten » "Wegweiser Quartiersentwicklung" oder eine interaktiv angelegte Veranstaltungsreihe zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen. Zum anderen hat die Stadt auf Basis der Erkenntnisse des Projektes zusätzliche Beratungsangebote für Gründer*innen geschaffen und bereits im Oktober 2020 eine Stelle für eine Quartierskoordination in Dortmund Marten eingerichtet. Ein im Projekt entwickeltes Konzept für einen multifunktionalen Raum soll außerdem in Zukunft durch die Wirtschaftsförderung Verstetigung finden.

Matthias Riepe – "Flächenmanagement": In unserem Projekt wurde ein Brachflächenkataster aufgebaut und ein » "Frühwarnsystem Unternehmensnachfolge" entwickelt. Die Umsetzung und Verstetigung dieser Projektbausteine ist stark von der Person eines "Kümmerers" abhängig. Hierfür wurde bei der oleg eine unbefristete Stelle geschaffen. Das Kataster wird auf Grundlage von Zeitungsberichten, Eigentümeransprachen und gezielten Erfassungen fortlaufend gepflegt. Das Frühwarnsystem wird im Zwei-Jahres-Rhythmus aktualisiert, sodass die Datengrundlage für eine aktive Nutzung stets gegeben ist.

Benjamin Möller – "WEBWiKo": Die Projektergebnisse aus "WEBWiKo" brachten uns als Region und den Kommunen in der Region Bremen neue Erkenntnisse. Die nutzerfreundlichen neuen digitalen Werkzeuge (Monitoring-Instrumente) haben das Interesse der Kommunen an » kleinräumigen Bevölkerungsdaten befördert. Vielfach wird uns von den Nutzer*innen gespiegelt, dass die visuell aufbereiteten Daten sich insbesondere für die Kommunikation mit der Kommunalpolitik eignen. Die digitalen Werkzeuge werden nun auf das gesamte Gebiet des Kommunalverbunds ausgerollt und in der Region verankert. Damit wird bundeslandübergreifend ein gemeinsamer Datenraum aufgebaut, der auch vergleichende und interkommunale Analysen stark vereinfacht oder teilweise überhaupt ermöglicht.

Zum Abschluss ihres Projekts – beschreiben Sie uns doch bitte eine wesentliche Erfahrung aus der Arbeit der letzten drei Jahre. Was haben Sie gelernt und was würden Sie anderen Kommunen in transdisziplinären Projekten auf den Weg geben?

Michaela Bonan – "KuDeQua": Für die Entwicklung einer gemeinsamen "Identität" innerhalb des Projekts war besonders die vor-Ort-Arbeit in den Quartieren sehr bereichernd. Hier lösen sich zugeteilte Rollenverständnisse teilweise gänzlich auf: Für die Menschen vor Ort gibt es eben nicht "die Wissenschaftler*innen“ oder "die Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung", sondern lediglich "die Menschen vom Projekt KuDeQua". Dies stärkt das interne Wir-Gefühl, was natürlich auch wieder dem Projekt zu Gute kommt. Dies erfordert allerdings von allen Seiten ein sich-darauf-einlassen sowie den Wunsch nach einer wertschätzenden Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Hierbei sollten natürlich aber nicht die unterschiedlichen Interessenlagen der einzelnen Projektpartner*innen außer Acht gelassen werden.

Matthias Riepe – "Flächenmanagement": Im Projekt übernahm mit der oleg eine Wirtschaftsförderung und kein Forschungsinstitut die Verbundkoordination. Daher zeichnete sich das Vorhaben durch einen sehr starken Praxisbezug aus. Zugleich brachte die Zusammenarbeit mit dem Forschungspartner neue und wichtige Impulse für die Umsetzung des Projektes. Nach unserer Erfahrung ist es zentral, die richtigen Partner für das Projekt zu finden und deren verschiedene Sichtweisen so in das Vorhaben einzubeziehen, dass sie das Projekt bereichern.

Benjamin Möller – "WEBWiKo": Forschung und Praxis sprechen häufig unterschiedliche "Sprachen", sie haben verschiedene Begriffswelten, Herausforderungen und Erkenntnisinteressen. Es ist hilfreich, diese Unterschiede transparent zu machen und Zeit für die nötige wechselseitige "Übersetzungsarbeit" einzuplanen. Für uns war es beispielsweise sehr wichtig, dass wir gemeinsam Werkzeuge entwickeln, die im Alltag der Praxispartner ganz konkreten Anwendungsbezug haben – gleichzeitig aber für die Forscher*innen und Entwickler*innen "machbar" im Rahmen des Projektes bleiben.

 

Thema: Daseinsvorsorge sichern!, Innen entwickeln!, Allianzen bilden!, Datenschätze heben!, Interkommunal agieren!, Experimente wagen!, Beschäftigungspotenziale erschließen!