Im Gespräch: Sonja Weigerstorfer (Verbundvorhaben "iMONA")
Einblicke in die Projektarbeit des Verbundvorhabens "iMONA" und wie ein innovatives Mobilitätsangebot im Landkreis Freyung-Grafenau entwickelt wird.

Im Verbundvorhaben "iMONA“ entwickeln und erproben die Projektpartner des Landkreises Freyung-Grafenau und die TU Dresden gemeinsam ein Verkehrs- und Versorgungsnetz, das unterschiedliche Mobilitätsangebote miteinander verknüpft und über ein Informations- und Buchungssystem abrufbar ist. Neu ist dabei vor allem, dass Personen- und Warentransport zukünftig miteinander verbunden werden.

Sonja Weigerstorfer ist Mitarbeiterin im Landkreis Freyung-Grafenau und nimmt die kommunale Perspektive im Verbundvorhaben "iMONA“ ein. Im Gespräch berichtet sie von ersten Erfolgen und Stolpersteinen im Verbundvorhaben und spricht über den Mehrwert der Fördermaßnahme für den Landkreis.

Frau Weigerstorfer, Ihr Verbundprojekt "iMONA“ erprobt Verkehrs- und Versorgungsnetze im Landkreis Freyung-Grafenau. Was ist die genaue Projektidee hinter "iMONA“?
Bestehender Verkehr, sowohl gewerblicher als auch privater, soll so verknüpft werden, dass Personen sowie Güter des täglichen Bedarfs mitfahren können. Das Ziel dabei ist, allen Landkreisbewohnerinnen und -bewohnern, vor allem aber jenen mit Mobilitätseinschränkung eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und eine gut erreichbare Nahversorgung zu ermöglichen. Unterstützt wird dies durch ein eigens entwickeltes Informations- und Buchungssystem.
Eine Mobilitätseinschränkung liegt vor, wenn jemand (noch) nicht selbst Auto fahren kann, kein Auto zur Verfügung oder keinen Zugang zum Öffentlichen Nahverkehr hat. Das betrifft ein breites Bevölkerungsspektrum, also alle Altersgruppen von Jugendlichen bis zu Senioren.

Welche Herausforderungen bestehen bei der Entwicklung und Erprobung der Projektideen von "iMONA“ und wo stehen Sie mit Ihrem Projekt im Moment?
Nach gut 9 Monaten aktiver Projektlaufzeit ist die Analyse der Ausgangslage weitgehend abgeschlossen und der Aufbau eines Netzwerkes gut vorangeschritten. Da sich der Landkreis in 25 Gemeinden unterteilt, die wiederum deutliche infrastrukturelle Unterschiede aufweisen, ist eine einheitliche und flächendeckende Umsetzung der Projektidee kaum zu realisieren. Vielmehr gilt es, auf lokale Besonderheiten einzugehen und die Menschen vor Ort für den Beteiligungsprozess zu aktivieren.
Die Entwicklung und Erprobung erfolgt somit in kleineren Leuchtturmprojekten in ausgewählten Regionen, der nächste Schritt ist dort nun die Ermittlung der Bedarfe in Bürgerdialogen.

Wie definieren Sie für sich „Innovation“ und wo ist Ihr Projekt "iMONA“ innovativ?
Das zentrale Merkmal einer Innovation ist für mich ein neuartiger Ansatz, der einen Mehrwert für Viele hat, sei es in Form einer Aufwandsreduzierung, Lebenserleichterung oder Zeitersparnis.
Das innovative an "iMONA“ ist der Kniff, der in der Idee steckt: Strukturen, die bislang nebeneinander existieren werden miteinander verknüpft und dieses neue „Häkelmuster“ ergibt ein Netz, welches beliebig in alle Richtungen erweitert werden kann.
Das macht vor allem in einem Flächenlandkreis wie Freyung-Grafenau Sinn, denn der Synergieeffekt wäre beachtlich.

Im Verbundvorhaben nimmt der Landkreis Freyung-Grafenau die kommunale Perspektive ein. Worin liegt für Sie der Mehrwert in der Zusammenarbeit von Kommunen und Forschung?
Theorie und Praxis kommen in Austausch. Die Kommunen profitieren von der ‚Freigeistigkeit‘ der Forschung, die Forschung wiederum bekommt unmittelbares Feedback aus der ‚Lebensrealität‘. Durch die transdisziplinäre Zusammenarbeit entsteht ein interessantes Spannungsfeld, in welchem sich viele Möglichkeiten eröffnen, aber auch die Grenzen der Anwend- und Umsetzbarkeit sichtbar werden. Gemeinsam kann an der Feinjustierung und praxisorientierten Umsetzung einer Idee gearbeitet werden.

Ein Sprung ins Jahr 2025: Was hat sich durch "iMONA“ im Landkreis Freyung-Grafenau verändert?
Es ist ein Mobilitätsnetz aus bestehendem ÖPNV und alternativen Angeboten gewachsen, welches wahr- und angenommen wird. Das gemeinschaftliche Miteinander und das Bewusstseins für die Region haben spürbar zugenommen, durch eine hohe Bürgerbeteiligung wird das Angebot aufrechterhalten.
Die bedarfsorientierte Distribution von Gütern des täglichen Bedarfs durch einen Bringdienst (rollender Supermarkt), Lieferdienst (vom örtlichen Nahversorger) sowie durch die Mitnahme einer Bestellung durch Nachbarn oder ÖPNV hat sich etabliert. Die Informationen rund um Mobilität und Nahversorgung sind gebündelt und digital abrufbar.

 

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