Praxisworkshop in Barnstorf
"LAZIKN2030": Reise in das Jahr 2030 - Praxisworkshops zu Zielkonflikten der Nachhaltigkeit
In den Workshops entwickelten Bürger*innen verschiedene Szenarien zu den Zielkonflikten einer nachhaltigen Entwicklung in ihren Kommunen

Im Forschungsprojekt LAZIK N2030 werden für Zielkonflikte der Nachhaltigkeit Lösungsansätze gesucht, die auf andere Kommunen übertragbar sind. Dabei geht es vor allem um Zielkonflikte von auf eine nachhaltige Entwicklung orientierten Prozessen, Projekten, Aufgaben, die sich gegenseitig behindern oder gar auszuschließen scheinen. Ein Kernanliegen des Forschungsvorhabens ist dabei die Partizipation von Schüler*innen und jungen Erwachsenen sowie Bürger*innen. Im Rahmen einer angepassten Delphi-Methode wird das lokale Wissen in den beteiligten Kommunen mit dem externen Wissen von Praktiker*innen und Forscher*innen zusammengeführt. Umgesetzt wird das Forschungsvorhaben in den Kommunen Sandersdorf-Brehna in Sachsen-Anhalt und der Samtgemeinde Barnstorf in Niedersachsen. Die Begleitforschung wird von zwei beauftragten Büros (ARGE mensch und region / Consultants Sell-Greiser) sowie zwei Universitäten (Hannover und Greifswald) übernommen.

Zu Beginn des Forschungsvorhabens wurden in den beiden Kommunen jeweils drei Beteiligungsworkshops zu den Zielkonflikten mit Bürger*innen sowie Schüler*innen durchgeführt. Diese Ergebnisse wurden im Rahmen der 1. Delphi-Runde von Praktiker*innen und Forscher*innen in einer Online-Befragung bewertet. Im Anschluss wurde in den beiden Kommunen im Februar bzw. März 2019 jeweils ein Praxisworkshop mit Bürger*innen durchgeführt. In den Workshops war erneut das lokale Wissen der Bürger*innen von Sandersdorf-Brehna und der Samtgemeinde Barnstorf gefragt. Gemeinsam haben die Workshopteilnehmenden an verschiedenen Szenarien zu den Zielkonflikten für ihre Kommune gearbeitet. Die Beschreibung verschiedener Zukünfte erfolgte unter Berücksichtigung von Treibern und Megatrends, welche die Entwicklung der Zielkonflikte von der lokalen bis zur globalen Ebene maßgeblich beeinflussen.  

In Sandersdorf-Brehna entwickelten die Bürger*innen Szenarien zu den Zielkonflikten "Aufrechterhaltung der Qualität der Kindertagesstätten" vs. "Ausgeglichener kommunaler Finanzhaushalt" sowie "Erhalt der 8 Ortsteile der Stadt Sandersdorf-Brehna vs. Zentralisierung". In der Samtgemeinde Barnstorf standen die Zielkonflikte "Ausbau Windkraftanlagen vs. Flächenschutz / Lebens- und Wohnqualität" sowie "Wiederansiedlung des Wolfes vs. Sicherheit von Menschen / Nutz- und Weidetieren" im Fokus.

Die gemeinsame Diskussion von Megatrends und ihrer Bedeutung für die Entwicklung und Lösungen der Zielkonflikte führte bei den Teilnehmenden zu innovativen Ideen und Ansätzen, wie das Leben im Jahr 2030 in der eigenen Kommune aussehen kann. In Sanderdorf-Brehna des Jahres 2030 versorgen Drohnen die Menschen in den einzelnen Ortsteilen mit Lebensmitteln und die Kinderbetreuung wird durch Elterninitiativen sichergestellt. In der Samtgemeinde Barnstorf werden die Bürger*innen vor Ort durch Bürger*innenwindparks bei der Planung und Umsetzung von Windkraftanlagen beteiligt. Den 1. Preis des Deutschen Nachhaltigkeitswettbewerbs gewinnt die Samtgemeinde Barnstorf im Jahr 2030 nun auch endlich, da das friedliche Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf durch eine bahnbrechende Entdeckung sichergestellt wurde. Die Teilnehmenden beider Workshops erwarten im Jahr 2030 zudem eine starke Beteiligung der Bürger*innen bei der Gestaltung ihrer Kommunen, z.B. mittels Bürgerhaushalt,  Bürgerbegehren oder Bürger*innen-Foren.

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Workshops ist, dass Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Zielkonflikte auf lokaler Ebene durch die Positionierung der Kommune und das Engagement der Bürger*innen bestimmt werden. Dabei bewegen sich die Akteur*innen in einem vorgegeben gesetzlichen und finanziellen Rahmen, der auf regionaler, nationaler und globaler Ebene definiert wird.

Die entwickelten Szenarien werden nun durch den Forschungsverbund ausgewertet. Im nächsten Schritt des Forschungsvorhabens (2. Delphi-Runde) werden erneut berufliche Experten*innen ausgewählter Themenfelder zur Identifizierung relevanter Einflussfaktoren, welche die Entwicklung der beschriebenen Zielkonflikte bestimmen, einbezogen. Auch Schüler*innen und Bürger*innen der Kommunen werden sich mit dieser Fragestellung befassen, um ein möglichst differenziertes und vollständiges Bild zu erhalten.

Alle gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse fließen abschließend in eine Toolbox ein. Diese Toolbox enthält übertragbare Handlungsempfehlungen, welche andere Kommunen nutzen können, um ihre eigenen Zielkonflikte der nachhaltigen Entwicklung zu lösen.