Klimaneutrale Kommune in Rheinhessen
Die rheinhessische Kommune Sprendlingen-Gensingen will eine der ersten klimaneutralen Kommunen Deutschlands werden. Sie schont natürliche Flächen, nutzt Abfälle und wirtschaftet in Kreisläufen.

Hierfür wurde eine Null-Emissions-Strategie von Forschern aus Trier konzipierte. Diese wird nun in einem fünfjährigen Pilotprojekt in der Gemeinde Sprendlingen-Gensingen und einer zweite Kommune in Rheinland-Pfalz umgesetzt und angepasst. Die Strategie umfasst alle Bereiche kommunalen Lebens: Abfall, Abwasser, Treibhausgas und Bodenverbrauch. Ein ganzheitliches Stoffstrommanagement reduziert Verbrauch und Ausstoß und nutzt die Reste als Ressourcen für neue Produkte. Schon 2018 soll zunächst die Energie vollständig aus Wind, Sonne und Biokraftwerken kommen. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt.

Zunächst haben die Trierer Umweltökonomen Indikatoren für alle kommunalen Rohstoff- und Energieströme erstellt. Sie haben die verfügbaren Dachflächen für Solaranlagen erfasst; den Müll, der jährlich anfällt; und den landwirtschaftlichen Boden samt seiner Nährstoffe. Sie haben dafür Kreisläufe entwickelt. Woraus lässt sich saubere Energie erzeugen; wie kann die Kulturlandschaft nachwachsende Rohstoffe hervorbringen und gleichzeitig geschützt werden? Wofür lässt sich das Abwasser verwerten?

Damit aus Theorie Praxis wird, schuf Sprendlingen-Gensingen eine kommunale Energieagentur und stellte drei Klimaschutz- und Landmanager ein. Baustein für Baustein erfolgt nun die Umsetzung. Die Bürgerinnen und Bürger machen auf vielfältige Weise mit. In Arbeitskreisen und Freiwilligen-Projekten, in Klima-Olympiaden und Nachhaltigkeits-Ferien für Kinder und Jugendliche.

Ein neues Wohngebiet für viele Generationen, wird klimaneutral errichtet – mit Null Emission und Null Abwasser. Es entstehen Wohnungen für 300 Menschen, eine Kita und ein Laden. Die Energie- und Wärmeversorgung im Wohngebiet ist autark und stammt von Sonne und Wind. Eine Kläranlage wandelt das Abwasser vollständig in nutzbare Wertstoffe um. Sie düngt ein Gewächshaus, in dem Gemüse wächst. Sie liefert Wärme, produziert Humus und bewässert die Grünflächen zwischen den Ein- und Mehrfamilienblocks.

Sprendlingen-Gensingen ist auch Weinbau-Region. Für die Winzer gibt es weitere Bausteine der Null-Emissions-Strategie. Dünger aus organischer Kohle bindet CO2 im Boden. Hecken aus Kurzumtriebshölzern verhindern das Abrutschen der Hänge. Die schnellwachsenden Bäume liefern zudem Heizenergie. Rockenhausen, die zweite Null-Emissions-Kommune des Forschungsprojekts, stellt derzeit ihr Energiesystem auf diese Hölzer um. Auch dort schützen die Hecken landwirtschaftliche Flächen. Zudem verschaffen sie den Landwirten neue Einnahmen.

Das Projekt ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme "Innovative Systemlösungen für ein Nachhaltiges Landmanagement". Weitere Informationen zur Fördermaßnahme finden Sie hier. Die Ergebnisse der anderen Projekte innerhalb der Fördermaßnahme wurden in einem Abschlussbericht zusammengefasst » Perspektiven für das Land - Innovative Systemlösungen für ein Nachhaltiges Landmanagement

 

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