"Im Gespräch ...": Ehrenamtliches Engagement und Mobilität im Verbundvorhaben "KOMOBIL2035"
Welche Voraussetzungen müssen für zukunftsfähige und nachhaltige Mobilitätslösungen auf Ehrenamtsbasis gegeben sein?
Ziel des Projekts "KOMOBIL2035" war es, langfristige Kooperationen im regionalen Verkehr aufzubauen. Projektkoordinator Andrzej Sielicki berichtet im Interview über Erkenntnisse aus dem Projektverlauf und die daraus gewonnenen Handlungsempfehlungen.

Das Verbundvorhaben "KOMOBIL2035" verknüpft ehren- und hauptamtliches Engagement für eine zukunftsfähige Mobilität. Ausgangspunkt bildete die Frage nach den Kapazitäten des Ehrenamts.

Andrzej Sielicki ist Verkehrsingenieur beim Regionalverband Ostwürttemberg. Der Regionalverband ist die Koordinationsstelle von acht Partnern aus Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft, die zusammen den Forschungsverbund "KOMOBIL2035" bilden. Gemeinsam forschen sie an einem Konzept, wie sich Nahverkehrsangebote in der Region Ostwürttemberg flächendeckend erhalten bzw. ausbauen lassen.

 

Herr Sielicki, mit welchen beispielhaften Herausforderungen Ihrer Region setzten Sie und die Projektpartner*innen sich auseinander?

Andrzej Sielicki: Am Beispiel der Region Ostwürttemberg befassten wir uns mit bürgerschaftlichem Engagement im Bereich der Daseinsvorsorge. Durch die Zentralisierung von Einrichtungen und Angeboten der Daseinsvorsorge (z.B. Ärzte, Banken) gewinnen flexible Mobilitätsangebote für Erledigungen des täglichen Lebens zunehmend an Bedeutung. Über 400 Ehrenamtliche engagieren sich bereits in den Gemeinschaftsverkehren in den beiden Modell-Landkreisen Heidenheim und Ostalb – sie sind damit bereits jetzt ein wichtiger Faktor. Uns stellte sich die Frage, wie dieses ehrenamtliche Engagement langfristig gesichert und unterstützt werden kann? Daher untersuchten unsere insgesamt acht Projektpartner*innen, wie sich demografischer und gesellschaftlicher Wandel auf die Zukunftsfähigkeit ehrenamtsbasierter Mobilitätslösungen in der Fläche auswirken.

Welche Lösungsansätze wurden in Ihrem Projekt entwickelt? Was können andere Regionen von Ihren Erfahrungen und Handlungsansätzen lernen?

Andrzej Sielicki: : Unser Lösungsansatz zielt darauf, Ehrenamt und Hauptamt stärker zu verknüpfen und verfolgt damit die bestmögliche Unterstützung der freiwillig Engagierten. Ein wichtiger Baustein, um ehrenamtlich getragene Mobilität zu fördern, ist Informationen und Hilfestellungen zentral bereitzustellen. Zum einen wurde ein Kümmerer-Netzwerk in Ostwürttemberg aufgebaut, in dem persönliche Ansprechpartner*innen den Engagierten mit Beratung und Begleitung helfen. Zum anderen geben strukturiert aufbereitete und leicht auffindbare Informationen auf dem Infoportal www.buergerbus-bw.de Auskunft zu Fragen, die sich mit Gemeinschaftsverkehren verbinden. Wir behandeln dort u.a. die Themen Organisation, Recht und Fördermittel.

Was nehmen Sie aus dem gemeinsamen Forschungsprozess – von Wissenschaft und Praxis – mit?

Andrzej Sielicki: Die gewonnenen Ergebnisse und abgeleiteten Handlungsempfehlungen werden bei einem regionalen Kompetenzzentrum für Mobilität und Verkehr beim Regionalverband Ostwürttemberg gebündelt. In Form von Information und Beratung stehen diese dort den Gemeinschaftsverkehren zur Verfügung. Aus dem Verbundvorhaben nehme ich vor allem die Erkenntnis mit, dass ehrenamtliches Engagement im ländlichen Raum unverzichtbar ist, um die Daseinsvorsorge zu sichern und den Mobilitätsbedürfnissen der Bevölkerung Rechnung zu tragen. Ehrenamtsbasierte Mobilitätsangebote – als Strategie, um Daseinsvorsorge zu sichern – werden in ländlichen Regionen zukünftig einen wichtigen Baustein für die Lebensqualität darstellen.