CarboMass
Ressourcenschonung durch Vernetzung technischer und kommunaler Prozesse
Klärschlämme werden, aufgrund der geänderten Gesetzeslage, zukünftig immer schwieriger zu verwerten bzw. zu entsorgen sein. Das Projekt „CarboMass“ fokussiert die lokale Wiederverwendung von Klärschlamm und Biomasse mit optimierter CO2 -Bilanzierung.

Kreislaufwirtschaft zur Ressourcenschonung
Die geänderte Gesetzeslage zur Klärschlammentsorgung fordert ab 2029 neue Wege für Kommunen und Abwasserzweckverbände. Die bestehenden Entsorgungsprozesse (zum Beispiel weite Transporte und die Verbrennung) von Klärschlamm sind mit hohen CO2 -Austrägen verbunden und erfordern nun zudem die Rückgewinnung von Phosphor. Regional besteht außerdem ein Bedarf an ökologischen und günstigen Bodenersatzstoffen, um die in Thüringen und Sachsen-Anhalt sowie in vielen Teilen Deutschlands vorhandenen Folgen des Berg- und Tagebaus ressourcenschonend zu rekultivieren. Diesen Herausforderungen widmet sich CarboMass aus einer technischen Perspektive.

Aufbauend auf vorbereitenden Laborversuchen soll eine Pilotanlage zur Klärschlammpyrolyse entstehen und die Haldenrekultivierung mit dem aus Pyrolysat und Kompost erzeugten Bodenersatzstoff CarboMass in Testversuchen erprobt werden. Das Vorhaben bietet gerade für Abwasserzweckverbände eine Alternative zur Klärschlammverbrennung und bewirkt durch die Erzeugung eines Bodenersatzstoffes die Erhaltung des Phosphorkreislaufs. Zusätzlich wird, im Gegensatz zur Klärschlammverbrennung, CO2 im Produkt gespeichert und nicht an die Atmosphäre freigegeben. Mit seiner Minus-CO2 -Bilanz leistet das Vorhaben einen wichtigen Beitrag zu den gesetzten Klimazielen.

Kommunale Einbettung
Eng verzahnt mit den technischen Projektzielen werden kommunalwirtschaftliche und -rechtliche Voraussetzungen untersucht sowie die entsprechenden Kompetenzen der Partner für nachhaltige interkommunale Kooperationen aufgebaut: Kommunale Prozesse werden in Zusammenarbeit mit den regionalen Partnern organisationsübergreifend hinsichtlich einer Kreislaufwirtschaft im Handlungsfeld Abwasser analysiert. Die unterschiedlichen Strukturen der in der Region relevanten Kommunen, ihrer öffentlichen Einrichtungen und privaten Partner sollen dann im Hinblick auf die Klärschlammverwendung und die Steigerung der Grundwasserqualität optimiert werden. Ziel ist es, die regionale Kooperation sowohl zwischen öffentlichen als auch mit privaten Akteuren kontinuierlich zu stärken.

Das Vorhaben wird zunächst in der Pilotregion in Thüringen, dann bundesländerübergreifend in Sachsen-Anhalt Wirkung entfalten. Die gewonnenen Erkenntnisse aus CarboMass sollen letztlich auf andere von Strukturschwäche geprägten Regionen übertragen werden.

Darüber hinaus wird von der Hochschule Nordhausen auch die institutionelle Vernetzung der beteiligten Akteure erforscht und erprobt, sodass im Rahmen eines Leistungsproduktionsnetzwerks ein Beitrag zu einer bedarfsgerechten und zukunftsorientierten öffentlichen Aufgabenerfüllung geleistet wird.

Bedingt durch die technologische Innovation und die Neukonfiguration kommunaler Prozesse wird das regional nachhaltige Wirtschaften in Kreisläufen zu mehr Ressourceneffizienz beitragen und somit auch positiv auf die ökonomische Entwicklung der Region Südharz und der Wertschöpfung vor Ort einwirken.

Verbundpartner
Die Hochschule Nordhausen, mit den beiden zugehörigen Institutionen Thüringer Innovationszentrum für Wertstoffe (ThIWert ) und Institut für Public Management und Governance (IPMG koordiniert das Verbundvorhaben. Ideengeber und jetziger Partner ist das Unternehmen Industrieabbrüche und Metallrecycling Menteroda GmbH & Co. Betriebs KG, welches gemeinsam mit der Hochschule das Pilotvorhaben entwickelte. Komplettiert wird das Bündnis durch die kommunalen Partner Landkreis Nordhausen, der Landgemeinde Stadt Bleicherode sowie dem Abwasserzweckverband Bode-Wipper in Thüringen und dem Wasserverband Südharz aus Sachsen-Anhalt.

Ergebnisse & Lösungen

Herausforderungen interkommunaler Zusammenarbeit
Prof. Dr. Hinz, Elmar / Klages, Victoria (2024)

Die Relevanz interkommunaler Zusammenarbeit (IKZ) steigt insbesondere für (kleinere) Kommunen zur Gewährleistung der öffentlichen Aufgabenerfüllung. Bei richtiger Ausgestaltung einer IKZ können sich Kommunen, trotz steigender Anforderungen an das Verwaltungsgeschehen, mehr Handlungs- und Reaktionsfähigkeit erhoffen. Im Projekt CarboMass wurde die Entwicklung eines einheitlichen Geschäftsmodells zur Gestaltung interkommunaler Zusammenarbeit angestrebt. Geschäftsmodelle sind Instrumente zur Beschreibung von Wertschöpfung. Sie beschreiben, wie gesellschaftliche Werte durch öffentliche Aufgabenerfüllung im Kern entstehen und weiterentwickelt werden können. Die öffentliche Wertschöpfung hängt dabei nicht nur von öffentlichen Verwaltungen, sondern auch von zusätzlichen Partnern im Netzwerk der betrachteten Aufgabe ab.

In einem solchen vernetzten Geschäftsmodell wird am Beispiel des betrieblichen Kerns eines Abwasserentsorgenden das komplexe Zusammenspiel verschiedener (erfolgskritischer) Faktoren und Akteure hinsichtlich unserer spezifischen Verwertungsalternative erläutert und visualisiert. Schon das Spielfeld des Geschäftsmodells bestimmt dabei den Spielraum der Aufgabenerfüllung: die gesetzliche Pflicht zur öffentlichen Abwasserbehandlung ist durch rechtlich-bürokratische Rahmenbedingungen für Klärschlämme eingeschränkt.

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