Wat Nu - Abschlussveranstaltung ©Lea Farina Heinrichsdorff
"Wat Nu?": Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft
Wege zu einer lebenswerten Zukunft der ländlichen Gemeinden im Watttenmeer-Raum.
Im Rahmen der zweitägigen Abschlussveranstaltung diskutierten die Teilnehmer*innen die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die Zukunft ländlicher Kommunen.

Nach dreijähriger Laufzeit nähert sich das Projekt „Wat Nu? – Demografischer Wandel im Wattenmeer-Raum“ dem Ende zu. „Wat Nu?“ untersuchte die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen durch den demografischen Wandel am Beispiel touristisch geprägter Gemeinden im niedersächsischen Wattenmeer-Raum. Eine der zentralen Zielsetzungen des Projektes bestand darin, die Menschen vor Ort zur Gestaltung konkreter Ideen und Lösungsansätze im Umgang mit dem demografischen Wandel zu aktivieren. Zusammen mit Bürger*n*innen, Politiker*innen und Verwaltung sowie unter der Mitwirkung wissenschaftlicher Akteure wurden erste Ideen entwickelt und deren Umsetzung angestoßen. Am Donnerstag 11.04. und Freitag 12.04.2019 fand in Horumersiel die zweitägige Abschlussveranstaltung unter dem Titel „Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft - Wege zu einer lebenswerten Zukunft der ländlichen Gemeinden im Wattenmeer-Raum“ statt.

Zur Veranstaltung angereist waren Personen aus den jeweiligen Partnergemeinden, aus anderen "Kommunen Innovativ"-Verbundvorhaben, sowie auch Akteure aus den Niederlanden. Der Fokus der Veranstaltung richtete sich auf die Zukunft der ländlichen Gemeinden bzw. Regionen unter sich grundsätzlich veränderten Rahmenbedingungen. In diesem Zusammenhang wurden zwei zentrale Fragestellungen beleuchtet:

  1. Welche Bedeutung spielt das ehrenamtliche Engagement bei der Gestaltung von lebenswerten Orten im Spannungsfeld zwischen Selbstermächtigung und kommunaler Pflichtaufgabe?
  2. Wie sehen die Teilnehmenden und Expert*en*Innen die Zukunft ländlicher Kommunen insbesondere mit Blick auf das Leben vor Ort?

Zur Bearbeitung der Fragestellungen wurden im Laufe der Veranstaltung verschiedene Formate und Methoden angewandt. Prof Dr. Adolphi von der „Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern“ (ANE) zeigte in seinem Vortrag „Ehrenamtliches Engagement im Spannungsfeld zwischen Selbstermächtigung und kommunaler Pflichtaufgabe“ verschiedene Ebenen auf, in denen ehrenamtliches Engagement und kommunale Pflichtaufgabe im Spannungsfeld stehen. In dem anschließenden Vortrag von Kirsten Zander, Ernst Schäfer und Dr. Nora Mehnen wurde ein Rückblick auf das Projekt und auf die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse geworfen. Hierzu zählen konkret z. B. die Gründung eines Mobilitätsvereins, der sich in Zukunft mit Mobilitätsfragen in der Gemeine Wangerland beschäftigt oder die verstärkte Zusammenarbeit zwischen „Einheimischen und Zugezogenen“. Geplant ist, die im Projekt initiierten Prozesse im Rahmen des Wadden Sea Forums e. V. fortzusetzen. Es wurde aber auch deutlich, dass das ehrenamtliche Engagement, wenn es eine tragende Rolle in der örtlichen Entwicklung spielen soll, in der Zukunft gestärkt werden muss. Dazu gehört eine stärkere Einbettung in kommunalpolitische Prozesse, eine höhere Wertschätzung des Engagements, die Entwicklung einer „kommunalen“ Ehrenamtsstrategie sowie die Schaffung einer Schnittstelle zwischen der Verwaltung und dem Ehrenamt. Außerdem braucht es eine Ökonomie des ländlichen Raumes, in der lokales Unternehmertum (re-)etabliert und soziale, technische und organisatorische Innovationen gefördert werden. Im Rahmen der Z-Werkstatt haben die Teilnehmenden in Gruppenarbeit Collagen erstellt, die zeigen, wie sie sich eine ländliche Gemeinde mit Blick auf verschiedene Aspekte der Daseinsvorsorge im Jahr 2050 vorstellen. Dabei zeichnete sich über alle Gruppen hinweg das Bild einer Region ab, in der einerseits eine ökologische Landwirtschaft, der Natur- und Umweltschutz sowie Gemeinschaft und Familie eine wichtige Rolle spielen. Andererseits sahen die Teilnehmenden auch Potentiale in der Digitalisierung zahlreicher Lebensbereiche, wie z. B. Mobilität, medizinische Versorgung, Nahversorgung sowie Wohnen und Arbeiten, die das Leben in ländlichen Kommunen erleichtern sollen.

Begleitet wurde die Veranstaltung von einer Führung durch die Veranstaltungsort Horumersiel sowie einem Hafen der Möglichkeiten, in dem sich lokale aber auch überregionale Initiativen vorstellen konnten. Insgesamt 11 Initiativen aus der Gemeinde Wangerland sowie 10 weitere "Kommunen Innovativ"-Verbundvorhaben sowie zwei niederländische Projekte nutzen diese Gelegenheit. Der Rundgang führte an insgesamt sieben Orten des Wandels in der Gemeinde vorbei und wurde von einem „Wangerländer-Original“ geleitet.

Geschlossen wurde die Abschlussveranstaltung durch eine Podiumsdiskussion. Hierbei haben Vertreter*innen aus kommunaler und regionaler Politik und Verwaltung, aus dem Jugendparlament, dem Ehrenamt sowie aus der Wissenschaft zu verschiedenen Fragen zur Zukunft des ländlichen Raumes diskutiert.

Für das Projekt-Team von „Wat Nu?“ stehen nun noch die Evaluation des Projektes, die Aufarbeitung der Ergebnisse und Erkenntnisse in einem Abschlussbericht und in Publikationen sowie ein Experiment zur Finanzierung von Projekten bevor. Im Rahmen der Evaluation sollen zudem Gründe für die Nicht-Beteiligung von Personen in der Gemeinde Wangerland erhoben werden. Das gesamte „Wat Nu?“ Projekt bedankt sich bei allen Menschen, die sich engagiert oder in vielfältiger Weise einen Beitrag zum Gelingen des Forschungsprojekts insgesamt geleistet haben.