InterPyro
InterPyro
Karbonisierung von Biomassereststoffen zur Bodenverbesserung
Im Projekt „InterPyro“ wird nachhaltige Wertschöpfung, Kreislaufwirtschaft und Energieerzeugung mit Klimaschutz verbunden. Dafür untersucht und erprobt das Projekt die Umweltpotenziale der Pyrolysetechnologie, einer Möglichkeit der Energiegewinnung aus Biomasse bei negativer CO2 -Bilanz.

Klimaneutrale Rückführung von Biomasseabfällen in die Natur
Die heutige Form und Gestaltung der Landnutzung steht aufgrund des steigenden Nutzungsdrucks durch Nahrungsmittelproduktion, Biodiversität und Rohstoffgewinnung vor großen Herausforderungen. InterPyro verfolgt das Ziel, diese konkurrierenden Nutzungen durch einen Kreislaufansatz auf regionaler Ebene zu integrieren und hierfür das von der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelte Verfahren des Thermo-Katalytischen Reforming® (TCR) zu nutzen. Durch Pyrolyse, also thermische Umwandlungsprozesse, werden Biomassereststoffe karbonisiert. Dadurch entstehen Kohlenstoffverbindungen, die – im Boden eingebracht – der natürlichen Verwitterung über sehr lange Zeiträume widerstehen. Auch schlecht verwertbare Biomassen wie Gärreste, Tierexkremente oder Holzreste können durch dieses Verfahren in stabilen Kohlenstoff umgewandelt und in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung sowie im urbanen Raum zur Vermeidung von Sturzfluten eingebracht werden. Hierbei entstehen für Kommunen, Landwirtschaft und Grundbesitzenden neue finanzielle Handlungsspielräume, die durch ge­schlossene Biomassekreisläufe und CO2 -Sequestrierung die regionale Wertschöpfung steigern.

Neue Wertschöpfungspotentiale für den ländlichen Raum durch TCR-Biokohle
Die Nutzung von Biomassen zur CO2 -negativen Energiegewinnung in Kombination mit interkommunaler Kreislaufwirtschaft und Arbeitgeberkooperation bietet Potenziale zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung. Diese Potenziale sollen durch das Projekt identifiziert und gehoben werden. Hierzu wird eine umfassende Prozesskettenanalyse von der benötigten Biomasse bis zur Anwendung der TCR-Technologie erstellt, die im Vergleich zu alternativen Verwertungsketten die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Wirtschaftlichkeit wissenschaftlich bewertet.

Die bisherigen Biomasseströme der Region werden erfasst und das natürliche Reproduktionspotenzial von Biomasse des Naturraums durch den Energieavantgarde Anhalt e. V., das RWK Magdeburg und die Gemeinden Wolmirstedt und Barleben ermittelt. Die Quellen, Transportwege und Verwertungen werden in einem Life Cycle Assessment durch das Fraunhofer IMWS analysiert und nach ökologischen Kriterien vergleichend bewertet. Die Anwendung der TCR-Biokohle auf kommunalen Grünflächen und landwirtschaftlichen Testflächen durch die Hochschule Anhalt in Bernburg und beteiligter Kommunen ermöglicht die Sichtbarkeit und praktische Erfahrbarkeit für alle Fachinteressentinnen und -interessenten sowie die Bevölkerung vor Ort. Durch Entwicklung und Einsatz von Formaten der Akzeptanzanalyse gegenüber Technologien zum langfristigen Kohlenstoffmanagement wollen die Verbundpartner gemeinsam neues Wissen erarbeiten und die Öffentlichkeit informieren, um damit die Akzeptanz der neuen Technologie zu steigern. Hierfür wird das Fraunhofer Umsicht in einem Technikum Biokohle herstellen und technisches Know-how an die Projektpartner weitergeben.

Konzeption für die regionale Anwendung im interkommunalen Zusammenhang
Durch die Bewertung des ökologischen Fußabdrucks unterschiedlicher Biomassen durch Transport, Verwertung und weitere Nutzung sollen jene mit hohem Potenzial für eine CO2 -Sequestrierung identifiziert und für eine Verwertung im Boden vorgeschlagen werden. Hierzu werden auch die rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich Düngemittelverordnung als auch die Entwicklung der CO2 -Bepreisung betrachtet.

Im Untersuchungsgebiet sollen mögliche Standorte für eine TCR-Anlage identifiziert und der interkommunale Betrieb durch Arbeitgeberkooperation geprüft werden. Exemplarisch werden diese Untersuchungen in der Region Mittelland mit den beteiligten Gemeinden Wolmirstedt und Barleben durchgeführt und später auf weitere Regionen übertragen werden. Erste Gemeinden aus der Region Anhalt bekunden starkes Interesse an InterPyro und stehen für ein Roll-Out bereit.

Ergebnisse & Lösungen

Bodenverbesserung durch Pflanzenkohle und energetische Nutzung von Nebenprodukten
Verbundvorhaben InterPyro (2023)

Die Erreichung der Klimaziele erfordert neben einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen auch die Anwendung CO2-negativer Technologien, wie beispielsweise die des Thermokatalytischen Reformings® (TCR®). Die durch Pyrolysetechnologien erzeugten Pflanzenkohlen und speziell im Rahmen des Verbundvorhabens InterPyro in den Boden eingebrachte TCR®-Pflanzenkohle trägt dabei nicht nur zur Bodenverbesserung bei, sondern bindet darüber hinaus CO2 in Form von Kohlenstoff über relativ lange Zeiträume.

Der Praxisleitfaden wurde im Rahmen des Forschungsprojektes InterPyro als Handlungshilfe für einen grundlegenden Einblick über den theoretischen Hintergrund der Themen TCR®-Technologie und Bodenverbesserung mit Pflanzenkohle erstellt und soll dem Leser einen Überblick über den Weg zum Aufbau einer TCR®-Anlage bis hin zum Einsatz der Pflanzenkohle als Bodenverbesserer geben.

Die Ausführungen richten sich an Kommunen, landwirtschaftliche Verbände und interessierte Akteure, die sich mit der Idee tragen, ihre Region vor dem Hintergrund einer Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Wertschöpfung zukunftsfähiger zu machen und mit Hilfe einer innovativen Technologie einen Meilenstein zu setzen.

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weitere Publikationen

Vorhaben InterPyro: Newsletter Mai 2022 - Pflanzenkohle, 2022