© Helge Gerischer
IER-SEK
Neue Software für kooperative Wohnraumplanung
Die Stadt Zwickau schuf mit einem Software-Tool die Grundlage für eine kooperative, kommunale und privatwirtschaftliche Wohnungsplanung. Dabei werden erstmals städtische und wirtschaftliche Daten in einem integrierten System analysierbar. Zudem können Maßnahmen gemeinsam verwaltet und zukünftig automatisiert vorgeschlagen werden.

Die Projektziele
Die Stadt Zwickau verfolgte das Ziel, die Lebensqualität in Wohngebieten nachhaltig zu sichern und ihr Integriertes Stadtentwicklungskonzept gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren in der Stadt umzusetzen. Dabei war es besonders wichtig, die Beteiligten auf einen einheitlichen Wissensstand zu bringen und diesen stets aktuell zu halten. Ziel von „IER-SEK“ war es daher, ein integriertes Informationssystem für Großvermieter zu erstellen, in dem kommunale und privatwirtschaftliche Daten analysiert, Maßnahmen gemeinsam verwaltet und automatisiert abgeleitet werden können.

Dazu wurde ein Kooperationsprojekt von regionalen Beteiligten aufgebaut. Die wissenschaftliche Begleitung übernahm die Westsächsische Hochschule Zwickau. Das Wissen und die Erfahrungen der wohnungswirtschaftlichen Praxis brachten die Gebäude- und Grundstücksgesellschaft Zwickau mbH sowie die Westsächsische Wohn- und Baugenossenschaft eG in das Vorhaben ein. Die Gesellschaft für Intelligente Infrastruktur Zwickau mbH unterstützte das System als Entwicklungs- und Transferpartnerin. Gemeinsam wurde Wert darauf gelegt, dass die entwickelte Lösung auf Kommunen mit ähnlichen strukturellen Gegebenheiten übertragbar ist.

Die Projektergebnisse
Im Ergebnis steht ein digitales Anwendungssystem, welches für zwei Nutzergruppen gestaltet wurde: für wohnungswirtschaftliche Unternehmen und für Nutzerinnen und Nutzer mit kommunalen Aufgaben. Beiden Gruppen stehen durch das Tool drei grundsätzliche Informationsbereiche zur Verfügung:

Städtische Daten:
Nach der Angabe einer Adresse werden die ausgewählten städtischen Informationen abgerufen und aufbereitet. So sind sofort für jeden Ort auch künftiger Maßnahmen alle relevanten Daten verfügbar.

Analysen:
Damit können beliebige Kombinationen aus städtischen und wirtschaftlichen Daten analysiert werden. Die definierten Analysen können zudem gespeichert, ausgegeben oder bearbeitet werden. Dies hilft, Maßnahmen zu konzipieren.

Maßnahmen:
Dieser Informationsbereich bildet eine Übersicht aller Maßnahmen. Darin enthalten sind alle laufenden, abgeschlossenen und geplanten Maßnahmen, wie beispielsweise der Neubau oder Umbau sozialer Einrichtungen, Verkehrsplanungen oder Rückbaumaßnahmen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, Maßnahmen zu erstellen, zu bearbeiten oder zu löschen.

Die Projektmethodik
Im Verlauf des Projektes erfolgte eine intensive Diskussion mit den Projektpartnern über die Informationen bzw. Kennzahlen, auch hinsichtlich Gewichtung und Tragweite. Auf der einen Seite stehen privatwirtschaftliche – betriebswirtschaftliche – und städtische Daten, welche für eine wohnwirtschaftliche Entscheidung relevant sind. Auf der anderen Seite steht ein städtisches Monitoring für die Stadtentwicklung und Stadtplanung über die aktuelle Wohnsituation in der Kommune. Die größte Herausforderung bei der Entwicklung des Systems bestand darin, Datensicherheit, Datenschutz, einfache Anwendbarkeit und Robustheit zu vereinen.

Mit dem Ende der Projektlaufzeit ist das Konzept von „IER-SEK“ nicht beendet: Die Bereitstellung von weiteren kombinierten Daten von Kommune und Wohnungswirtschaft führt dazu, dass auch andere Bereiche derart aufbereitet werden können. Solche neuen Schwerpunkte können beispielsweise die Einzelhandelsentwicklung oder regionale Klimaanpassungsstrategien sein. Der neue Datenpool kann helfen, auch in diesen Bereichen abgestimmte Handlungsempfehlungen sowie konkrete Maßnahmen abzuleiten.

 

Ergebnisse & Lösungen

Ein Analysesystem für wohnwirtschaftliche Kennzahlen
Neumann, Tim / Ziesler, Uwe / Görs, Wolfgang / Großmann, Daniel (2020)

Mit dem komplizierten Begriff „Entscheidungsunterstützungssystemene“ – kurz „EUS“ werden computergestützte Informationssysteme bezeichnet, die vorrangig Entscheidungsvorbereitungen auf Führungs- und Managementebene unterstützen sollen. Mit Hilfe des IER-SEK-EUS ist durch die Symbiose von kommunalen und privatwirtschaftlichen Daten eine integrierte Plattform als Werkzeug für zukunftsorientierte Stadt- und Wohnraumplanung entstanden.

Durch sie sind wohnungswirtschaftliche und kommunale Akteure in Zwickau in der Lage, sich in kürzester Zeit einen Überblick über die Datenlage eines Gebiets oder Objekts zu machen. Dabei werden Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammengeführt. Das EUS bietet zudem die Möglichkeit, Maßnahmen im Quartier zu planen, nachzuhalten und zu dokumentieren – damit wird das System nicht nur zu einem Informations- sondern auch zu einem Planungsinstrument. Perspektivisch wird zudem das Ziel verfolgt, durch maschinelles Lernen auf Basis der Daten und dokumentierten Entscheidungen, eine organisationsunabhängige Systemintelligenz zur Erschließung von potentiellen Maßnahmen für die Stadtentwicklung zu erschaffen.

Durch die Entwicklung des IER-SEK-EUS wird es kommunalen und wohnungswirtschaftlichen Akteuren erstmals möglich, städtische und wirtschaftliche Daten integriert zu analysieren und eine gemeinsame Wertschöpfung zu erreichen, ohne ein schwergewichtiges Anwendungssystem einzuführen. Dadurch kann der Gedanke von nachhaltigen Strategien für Ortsentwicklung, Infrastruktur und Dienstleistungen zukunftsorientiert verfolgt werden.

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Kennzahlensysteme für wohnwirtschaftliche Entscheidungen
Neumann, Tim / Ziesler, Uwe / Trommer, Martin (2020)

Der demografische Wandel verändert den Bedarf an Wohnraum in den deutschen Städten. Umfangreiche Anpassungsmaßnehmen sind erforderlich – nicht nur beim Wohnraum selbst, sondern auch bei der dazugehörigen Infrastruktur, so dass ganzheitliche Konzepte des Stadtumbaus erforderlich sind. Dies bedeutet jedoch auch, dass unterschiedliche Partner – wie etwa die Kommune und die lokale Wohnungswirtschaft – eng und abgestimmt zusammenarbeiten müssen. Wichtig hierfür: der niedrigschwellige Austausch von Informationen über die Situation sowie die Planungen und Ziele der jeweiligen Partner.

Das Ziel von IER-SEK war es daher ein Werkzeug zu schaffen, mit dem kommunale und privatwirtschaftliche Daten analysiert, Maßnahmen gemeinsam verwaltet und automatisiert abgeleitet werden können. Dafür mussten vorhandene Daten zu Informationen aufbereitet und aussagekräftige Kennzahlen abgeleitet werden. Die Entwicklung von Kennzahlen erforderte hierbei ein gestuftes Verfahren, das die Möglichkeiten und Anforderungen der Partner Kommune und Wohnungswirtschaft berücksichtigt.

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weitere Publikationen

Neumann, Tim / Ziesler, Uwe / Schäller, Heiko / Simmon, Steven: IER-SEK – mit Kennzahlen zur Entscheidung, 2020
Görs, Wolfgang / Großmann, Daniel / Neumann, Tim / Hatzel, David: Intelligente Entscheidungsunterstützung für Stadtentwicklung und Wohnungswirtschaft, 2020
Neumann, Tim / Ziesler, Uwe / Teich, Tobias (Hrsg.): Kooperation und Innovation für eine nachhaltige Stadtentwicklung, 2020
Oeser, Benjamin / Großmann, Daniel / Görs, Wolfgang: Unterstützung von Kennzahlensystemen durch Kombination heterogener Datenbanktechnologien, 2020
Leonhardt, Sven / Neumann, Tim: Wohnungswirtschaft im Wandel, 2020
Goers, Wolfgang / Neumann, Tim / Teich, Tobias / Ziesler, Uwe: Entscheidungsunterstützung für die Planung, 2019