MOSAIK
Die Projektziele
In der Stadt Remscheid im Bergischen Land leben Menschen vieler verschiedener Nationalitäten und Kulturen. Die Kommune will dieses Zusammenleben stärken – ausgehend vom Zusammenleben in den einzelnen, heterogenen Quartieren. Dafür entwickelte sie gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern für vier Stadtteile entsprechende Strategien, die integrierend und kultursensibel sind. Ein Schritt hin zum Ziel Remscheids, gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Stadtteilen zu schaffen.
Für diese typenbezogenen Quartiersstrategien erarbeitete das Forschungsteam zunächst ein Modell zur statistischen Abgrenzung und Typisierung von Quartieren. Mit qualitativen Methoden analysierte es zudem Praktiken des Zusammenlebens in heterogenen Quartieren. Im Ergebnis entstand ein übertragbares Modell für typenbezogene Quartiersstrategien.
Die Projektergebnisse
Das Modell zur Entwicklung typenbezogener Strategien besteht aus folgenden Bausteinen:
Modell zur Abgrenzung und Typisierung von Quartieren
Das Modell geht aus von der Infrastruktur, typisiert dann über soziale Aspekte. Baublöcke wurden zunächst durch Ähnlichkeiten, etwa in Erreichbarkeiten und Barrieren, zu Quartieren zusammengefasst. Mittels statistischer Verfahren wurden dann unterschiedliche Quartierstypen identifiziert. Dazu bezog das Forschungsteam sozio-demografische, sozio-ökonomische und morphologische Daten ein. Auch funktionale Verflechtungen auf kleinräumiger Ebene sowie räumliche Restriktionen wurden untersucht. Damit bezieht das Modell soziale Aktionsräume und alltagsweltliche Verflechtungen der Bevölkerung in die Quartiers-Typen ein. Für die Stadt Remscheid wurden folgende Quartierstypen identifiziert:
- Dynamische Ankunftsquartiere in eher innerstädtischer Lage. In 35 solcher Quartiere leben 53 Prozent der Bevölkerung.
- Stabile Bleiberäume, vor allem in Stadtrandlage – davon 44 mit 42 Prozent der Bevölkerung in Remscheid.
- Hybride Zwischenräume in oftmals peripherer Lage. In Remscheid leben in zwölf Quartieren vier Prozent der Bevölkerung.
Das Modell ist bedarfsorientiert und übertragbar.
Konfliktregelungsmechanismen in Quartieren
Konstruktive Quartiersarbeit, so ein wesentliches Ergebnis der qualitativen Forschung, gelingt mit gut vernetzten Akteurinnen und Akteuren. Kontinuierliche Quartiersarbeit benötigt zudem geeignete feste Orte bzw. Räumlichkeiten. Die Analyse des Zusammenlebens offenbart auch Details: Etwa die hohe soziale und symbolische Bedeutung des Grüßens für die Nachbarschaftspflege in heterogenen Quartiere.
Handlungsorientierte Strategien
Mit Hilfe des typenbezogenen Modells entwickelte die Stadt Remscheid gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Strategien für die Quartiere Hasenberg, Hohenhagen, Honsberg und Rosenhügel. Diese sollen integrierende und kultursensible Entwicklungen ermöglichen.
Prof. Dr. Susanne Frank und Dr. Thomas Terfrüchte stellen vor, wie sich Kommunen analytisch dem Aspekt „Vielfalt in der Stadt“ nähern können. Dies schließt eine quantitativ-basierte Quartierstypologisierung aber auch eine qualitativen Analyse der Zufriedenheit mit dem Zusammenleben ein. In qualitativer Hinsicht wird dabei das „Grüßen“ zu einem Seismograph für die Vertrautheit unter Nachbarn und dem Zusammenleben in Quartieren.
Die Projektmethodik
Für die Projektarbeit wurde ein Mixed-Methods-Ansatz eingesetzt. Die Abgrenzung und Typisierung der Quartiere erfolgte mittels quantitativer Methoden. Die Identifizierung von Ähnlichkeiten basierte auf einem statistischen Distanzmodell. Für die Typisierung der Quartiere wurde multivariate Statistik mit Hauptkomponenten und Clusteranalyse eingesetzt.
Die Analyse des Zusammenlebens basiert auf der teilnehmenden Beobachtung auf Veranstaltungen sowie auf etwa 100 Interviews mit der Bevölkerung. Für die Strategieentwicklung wurden SWOTAnalysen eingesetzt, deren Grundlage die Erkenntnisse der vorangegangenen Verfahrensschritte bildeten. In Workshops schließlich entwickelten die Menschen vor Ort Ziele und Maßnahmen für ihre Quartiere.
Ergebnisse & Lösungen
In Deutschland engagieren sich 31 Millionen Menschen freiwillig in Gemeinden, Städten, Vereinen, Organisationen oder Initiativen und übernehmen wichtige Funktionen innerhalb ihrer Gemeinschaft und ihres Wohnumfeldes. Sie investieren viel Zeit und Kreativität in ihr ausgeübtes Ehrenamt. Dennoch werden ihre Angebote von einzelnen Bevölkerungsgruppen nicht immer wie erhofft angenommen.
Ein Mismatch von Angebot und Nachfrage lässt sich häufig bei ehrenamtlichen Angeboten feststellen, die für andere kulturelle Gruppen geschaffen werden, was wiederum in Unverständnis und Frustration bei den Ehrenamtlichen münden kann. In diesem Beitrag werden mögliche Barrieren ehrenamtlich getragener Angebote im Quartier aufgezeigt und Anregungen für die ehrenamtliche Quartiersarbeit gegeben.
» Volltext (PDF)Die verstärkte Fokussierung der Stadtentwicklung auf Quartiere bzw. Nachbarschaften bedingt die Einführung einer neuen Beobachtungsebene unterhalb bzw. auch „quer“ zu den bislang vielfach bestehenden statistischen Bezirken. Damit geht jedoch die Herausforderung einher, Informationen und Wissen auf kleinräumiger Ebene zu generieren, ohne die zur Verfügung stehenden Ressourcen über Gebühr zu belasten. Öffentliche Institutionen verfügen dabei häufig bereits über einen großen Fundus an Informationen und Daten zu kleinräumigen Entwicklungen. Gleichwohl sind diese Daten jedoch, gerade bei Kommunen, dezentral organisiert und/oder werden nicht für eine (weitere) Nutzung hinreichend aufbereitet.
Dieser Beitrag zeigt auf, welche Informationen und Daten öffentlichen Akteuren – insbesondere Kommunen – bereits zur Verfügung stehen und wie es gelingen kann, durch die Integration und Verschneidung vorhandener Informationen eine aussagekräftige, integrierte Datenbasis für die kleinmaßstäbliche Raumbeobachtung auf Quartiersebene zu etablieren.
» Volltext (PDF)Neben integrierten Strategien auf Ebene der Gesamtstadt erfahren seit geraumer Zeit integrierte teilräumliche Entwicklungskonzepte wachsende Bedeutung für die Entwicklung von Kommunen. Der räumliche Betrachtungsfokus liegt dabei auf der Ebene des Quartiers bzw. der Nachbarschaft. Eine besondere Herausforderung stellt hierbei die problem- bzw. handlungsorientierte Typisierung der Quartiere als Grundlage zur Entwicklung von adäquaten teilräumlichen Strategien dar.
In diesem Beitrag wird zunächst eine handhabbare (räumliche) Definition für Quartiere gegeben. Daran anknüpfend wird eine Methode zur Abgrenzung solcher kleinräumiger Gestaltungseinheiten vorgestellt. Neben gängigen und verfügbaren Daten des Meldewesens bezieht diese auch räumliche Verflechtungen sowie Erreichbarkeiten ein und bildet damit eine handlungsorientierte Grundlage für die Entwicklung integrierter Strategien vor Ort. Schließlich werden die Kernelemente einer Methode zur Typisierung von Quartieren und deren Ergebnisse am Beispiel der Stadt Remscheid vorgestellt.
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