Das Forschungsteam von „Flächenmanagement“ entwickelte ein System für die kontinuierliche Nutzung von Gewerbeflächen. Veränderungen in der Unternehmenslandschaft werden frühzeitig erkannt, frei werdende Gewerbestandorte weiter oder neu genutzt. Damit lässt sich wirtschaftlicher Wandel steuern.
Die Projektziele
Der Landkreis Osnabrück will mit nachhaltigem Flächenmanagement seinen wirtschaftlichen Wandel demografiefest gestalten. Dazu sollen potenzielle altersbedingte Unternehmenswechsel oder Geschäftsaufgaben frühzeitig erkannt und eine Nachfolge geregelt werden. So bleiben einerseits die Wirtschaftsstandorte samt Arbeitsplätzen erhalten, andererseits werden Gewerbeimmobilien und flächen gesichert.
Für dieses nachhaltige Flächenmanagement entwickelte die Osnabrücker LandEntwicklungsgesellschaft (oleg), unterstützt durch das EcologInstitut für sozial ökologische Forschung und Bildung Hannover, ein Frühwarnsystem für die Wirtschafts und Gewerbebranche. Partnerinnen im Forschungsprojekt waren die Gemeinden des Landkreises sowie Sparkassen und Kammern.
Zum Frühwarnsystem des Projekts „Flächenmanagement“ gehören ein Flächenkataster, eine Optimierung des Nachfolgeprozesses sowie Nachnutzungskonzepte für Beispielflächen. Erstmals wurden dafür Zusammenhänge zwischen demografischem Wandel und wirtschaftlicher Zukunft in der Region erforscht.
Die Projektergebnisse
Das Frühwarnsystem
Das entstandene Frühwarnsystem erkennt frühzeitig diejenigen Unternehmen, in denen kurz und mittelfristig eine Nachfolge ansteht. Basis ist ein GIS-Gewerbeflächenkataster, das auch brachliegende Flächen, Leerstände, Unternutzungen und Baulücken enthält.
Das Frühwarnsystem berücksichtigt das Alter der Geschäftsführenden, die bisherige Entwicklung des Unternehmens nach Beschäftigtenzahl und Umsatz sowie die mittelfristige Entwicklung der entsprechenden Branche. Anhand dieser Faktoren können die Fachleute der öffentlichen Hand Prioritäten für die Steuerung des wirtschaftlichen Wandels setzen, z. B. durch frühzeitige Beratung der entsprechenden Unternehmen.
Nachnutzungskonzepte
Das Forschungsteam analysierte zudem, wie ein Netzwerk aus Fachleuten der öffentlichen Hand und aus Fachleuten aus Finanz und Steuerbranche zweckgerichtet arbeiten kann. Der gegenseitige Austausch und die Kommunikation über Unternehmensnachfolge und geplante Unternehmensschließungen ist u. a. beim Veräußern von Immobilien und Grundstücken bzw. deren Wertsteigerung effizient. Dazu wurden beispielhafte Nachnutzungskonzepte erarbeitet.
Das entwickelte Vorgehen ist auch für andere Regionen und deren Wirtschaftsförderung nutzbar. Ein Leitfaden bündelt Arbeitsschritte und Erkenntnisse.
Matthias Riepe verdeutlicht die Möglichkeiten für Kommunen Gewerbeflächen in ihrer Nutzung zu sichern und Neuausweisungen zu verringern. Ansatzpunkt ist es, altersbedingte Unternehmenswechsel oder Geschäftsaufgaben frühzeitig in den Blick zu nehmen und Nachfolgenutzungen aktiv zu unterstützen.
Die Projektmethodik
Informationsbasis des Projekts waren Recherche und Analyse von Datenbanken, Experteninterviews und eine schriftliche Unternehmensbefragung, ergänzt durch eine an die DelphiMethode angelehnte Ermittlung von regionalen branchenbezogenen Entwicklungen. Daraus wurde das Risiko fehlender Nachfolge für jedes Unternehmen eingeschätzt. Für das entwickelte Frühwarnsystem wurden die quantitativen und qualitativen Erkenntnisse verknüpft.
Ein GIS-Flächenkataster für den Landkreis Osnabrück, das auf einer Luftbildauswertung, einem Altlastenkataster, einer Befahrung von Zweifelsfällen und Gesprächen mit Gemeindevertretern basiert, schafft eine Übersicht über die Flächenpotenziale und ihre Eigentümer.
Workshops generierten weiteres Wissen und sensibilisierten zugleich die Fachleute des Gewerbeflächenmarktes aus Beratungs und ServiceInstitutionen, Makler und Steuerbüros und Anwaltskanzleien.
Weiteren Entwicklungsbedarf sehen die Projektbeteiligten zur Frage, welche öffentlichen Instrumente mit Wertsteigerungspotenzial für Betriebsimmobilien konform zur Beihilferichtlinie der EU sind. Beispiele sind bauplanungsrechtliche Aufwertung, Erstellung von Nachnutzungskonzepten sowie Verbesserung der Infrastruktur.