LAZIKN2030
LAZIKN2030
Zwei Kommunen entwickeln mit Jugendlichen Szenarien für mehr Nachhaltigkeit
Im Projekt „LAZIKN2030“ stellen die Kommunen Sandersdorf-Brehna und Barnstorf soziale und wirtschaftliche Bereiche auf Nachhaltigkeit um. Mit Jugendlichen erproben sie dafür ein Entscheidungshilfesystem. Wirtschafts- Geographen entwickeln die Szenarien des Projekts, Pädagogen die Didaktik.

Die Projektziele
Ziel des Forschungsvorhabens „LAZIKN 2030“ war es, anhand von vier Entscheidungssituationen – sogenannten Zielkonflikten der nachhaltigen Entwicklung – beispielhaft in zwei Kommunen Lösungsansätze zu erarbeiten. Diese sollten es der niedersächsischen Samtgemeinde Barnstorf und der Stadt Sandersdorf-Brehna in Sachsen-Anhalt ermöglichen, den Weg zur Nachhaltigkeit weiterhin konfliktfrei zu gehen. Im Ergebnis erhoffte sich das Forschungsteam einen Wandel bestehender Denkmuster und Handlungsweisen.

Die Projektergebnisse
Das Forschungsteam von „LAZIKN2030“ entwickelte in einem dreistufigen Prozess Methoden und Verfahrensweisen, die kommunalen und schulischen Akteurinnen und Akteuren helfen, Zielkonflikte der nachhaltigen Entwicklung zu erkennen und zu lösen. Die daraus entstandene webbasierte » Toolbox hält beispielhafte Vorgehensweisen, Methodenblätter und weiterführende Hinweise für Interessierte aller Altersgruppen, unterstützt von Fachleuten, bereit.

Die Toolbox, geordnet nach Methoden für Bildung und für Kommunen, basiert auf den vier exemplarischen Entscheidungssituationen des Projekts. In Sandersdorf-Brehna stellte sich die Frage, wie Kindertagesstätten erhalten beziehungsweise ausgebaut werden können und gleichzeitig ein ausgeglichener kommunaler Haushalt erreicht werden kann. Auch, wie die acht Ortsteile bei gleichzeitiger Zentralität erhalten werden können, war ein Thema. In der Samtgemeinde Barnstorf ging es um den Ausbau von Windkraftanlagen und den Erhalt von Lebens-und Wohnqualität sowie um die Wiederansiedlung von Wölfen und die Sicherheit von Menschen und Nutztieren. In dem Stufenprozess von „LAZIKN2030“ haben sich relevante Einrichtungen, etwa Schulen, Kommunalpolitik und Verwaltung, auf lokaler Ebene vernetzt und kooperiert. So gelang es, dass divergierende Gruppen innovative Ideen erarbeiteten, wie beispielsweise Windkraftanlagen in der Kommune installiert werden können.

Eine wesentliche Erkenntnis des Projekts: Nachhaltigkeitswissen verhilft leichter zu Lösungen. Deswegen sollte es Bestandteil zum Beispiel in der schulischen und außerschulischen Bildung und der Aus- und Weiterbildung sein. Ebenso bei der Entwicklung und Umsetzung kommunaler Politikziele wie Leitbilder und Entwicklungskonzepte. Auf diese Weise verankert es sich fester im Verwaltungshandeln und in Beteiligungsprozessen.

Birgit Böhm skizziert den Ansatz des Projektes LAZIKN2030, mit dem gemeinsam mit Jugendlichen Zielkonflikte der Nachhaltigkeit thematisiert und bearbeitet wurden. Sie illustriert die erprobten und vielfältigen Instrumente einer aktiven Jugendbeteiligung und die Verbindung mit einem kommunalen Diskussionsprozess zur Zukunft der Gemeinde.

Die Projektmethodik
Angelehnt an die Delphi-Methode wurde ein Methodenmix zur gemeinsamen Lösungsentwicklung mit Fokus auf Jugendlichen erprobt:
» Auswerten von Sekundärdaten zu den vier beispielhaften Zielkonflikten nachhaltiger Entwicklung, um deren umfassende Einordnung zu ermöglichen.
» Führen von Interviews mit Verwaltungsmitarbeitenden in beiden Beispielkommunen zur Konkretisierung.
» Lösungs- und Wissens-Koproduktion mit Jugendlichen und Erwachsenen in parallelen Workshops – vom einfachen Workshop mit Arbeitsgruppen über Szenarienworkshops bis zu Spray-Aktionen für Jugendliche.
» Online-Einbindung externer Fachleute.
» Aufbau schulischer Think Tanks, in denen Jugendliche konkrete Lösungsideen entwickelten und wichtige Grundlagen kommunaler Politik und Entscheidungsfindung kennen lernten.
» Ein an die Delphi-Methode angelehntes Verfahren verarbeitete die gesammelten Ergebnisse, erweiterte die Wissenssammlung um Szenarien und Methoden des vernetzten Denkens.
» Diskussion konkreter Umsetzungsmöglichkeiten für die Zielkonflikte; Erarbeiten von Empfehlungen für das weitere Prozessmanagement.

Ergebnisse & Lösungen

Jugendliche beteiligen sich an einer nachhaltigen Entwicklung in ihrer Kommune
Haubner, Randy / Meyer, Christiane (2021)
WIR reden MIT

In Deutschland leben derzeit 14 Millionen junge Menschen zwischen zwölf und 27 Jahren. Das sind 17 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die jungen Menschen sind ebenso vielseitig wie die Gesellschaft, in der sie leben. Junge Menschen für politische Aktivitäten im kommunalen Kontext zu motivieren, ist eine Herausforderung. Die mangelnde Beteiligung von Jugendlichen ist auf Faktoren wie fehlendes Vertrauen und Politikverdrossenheit sowie nicht anschlussfähige kommunalpolitische Themen zurückzuführen. Demokratie und Nachhaltigkeit brauchen aber Jugendbeteiligung. Eine besondere Bedeutung bei der Umsetzung von Jugendbeteiligung kommt der Kommune zu. Sie ist den Bürger*innen von allen politischen Ebenen am nächsten und somit für viele Jugendliche ein Lernort der Demokratie.

Im schulischen Thinktank des Verbundprojekts LAZIK N2030 (LösungsAnsätze Zielkonflikte für Nachhaltige Entwicklung 2030) war die Sensibilisierung junger Menschen für Zielkonflikte der Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene mit Methoden des forschenden Lernens ein erster Schritt. Da aber die Partizipation der Jugendlichen an der Entwicklung von Lösungsansätzen für die Zielkonflikte angestrebt wurde, ging es im nächsten Schritt darum, die „Stimme der Jugendlichen“ in die Kommunen zu tragen und Maßnahmen zur Verstetigung der Kooperation von Schule und Kommune anzudenken.

» Volltext (PDF)
Jugendliche erforschen kommunale Zielkonflikte der Nachhaltigkeit
Haubner, Randy / Meyer, Christiane (2021)
WIR in unserer Kommune!

Der Kommunen- und Forschungsverbund von LAZIK N2030 (LösungsAnsätze Zielkonflikte für Nachhaltige Entwicklung 2030) hat sich zum Ziel gesetzt, in einem partizipativen Prozess unter Beteiligung von Schüler*innen und ihren Lehrkräften, Bürger*innen sowie Expert*innen Lösungsansätze zur Bewältigung aktueller kommunaler Zielkonflikte zu entwickeln.

Jugendliche wurden bislang noch viel zu wenig in kommunale Diskussionen zu einer nachhaltigen Entwicklung einbezogen. Laut der Shell Jugendstudie 2019 glauben Jugendliche zudem nicht, dass sich Politiker*innen darum kümmern, was sie denken. Die Forderungen vonseiten der Fridays for Future-Bewegung an verschiedene Kommunen zeigen jedoch, dass es wichtig ist, ihre Perspektiven künftig verstärkt zu integrieren.

Im Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) kommt Schulen und Kommunen für die Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer 17 Nachhaltigkeitsziele eine besondere Verantwortung zu. Dabei wird explizit die Partizipation von Jugendlichen betont. Der im LAZIK N2030 -Verbundprojekt entwickelte und erprobte schulische Thinktank ist ein Beitrag zur Umsetzung dieses Nationalen Aktionsplans. Aber wie können Jugendliche für die spezifischen kommunalen Zielkonflikte der Nachhaltigkeit sensibilisiert werden? Wie können sie auf dieser Basis an der Entwicklung von Lösungsansätzen beteiligt werden? In diesem Beitrag werden methodische Zugänge des schulischen Thinktanks aufgezeigt.

» Volltext (PDF)
Methoden zum Erkennen und Bearbeiten von Zielkonflikten der Nachhaltigkeit
Böhm, Birgit / Böhm, Linda / Böttcher, Fabian / Richter, Frauke / Sell-Greiser, Christiane (2021)
Raus aus dem Dilemma!

Kommunen befinden sich häufig in einem Dilemma. Sie bewegen sich in einem komplexen Geflecht aus Vorschriften und Zielvorgaben unterschiedlicher politischer Ebenen. Nationale, regionale und eigens gesetzte lokale Ziele für eine nachhaltige Entwicklung sind durch die kommunale Politik und Verwaltung umzusetzen. Auch internationale Ziele übergeordneter Strategien, wie z.B. die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, spielen eine wichtige Rolle. Nicht immer stehen diese Ziele in Einklang miteinander. Dies erschwert die gleichwertige Realisierung der Ziele für die Kommune – Zielkonflikte der Nachhaltigkeit treten auf.

Die Auseinandersetzung mit Zielkonflikten der Nachhaltigkeit und die Suche nach Lösungsansätzen auf kommunaler Ebene sind von hoher Relevanz, um die Handlungsfähigkeit der Kommunen zu wahren und die nachhaltige Entwicklung zu sichern. Der Forschungsverbund LAZIK N2030 entwickelte und erprobte in einem partizipativen Prozess mit Bürger*innen (insb. Jugendlichen/Schüler*innen), Politik- und Verwaltungsvertreter*innen sowie Expert*innen verschiedene partizipative Entscheidungsfindungsmethoden, die zur Lösung von Zielkonflikten der Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene beitragen sollen.

Dieser Beitrag vermittelt ein grundlegendes Verständnis von Zielkonflikten der Nachhaltigkeit sowie erste praxisbezogene Methoden zum Erkennen und Bearbeiten von Zielkonflikten der Nachhaltigkeit im kommunalen Kontext.

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Bedingungen einer erfolgreichen Jugendbeteiligung in Kommunen
Doreen Scheffler (2021)
Jugend beteiligen

Weder Nachhaltigkeit noch Kommunalpolitik sind prüfungsrelevante Inhalte der schulischen Curricula in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Damit werden wichtige Bestandsteile der Lebenswirklichkeit von Schülerinnen und Schülern nicht reflektiert und Partizipation in der Entwicklung der eigenen Kommune behindert.

Im Forschungsvorhaben LAZIK N2030 wurden neue Ansätze entwickelt, um junge Menschen in den Kommunen Stadt Sandersdorf-Brehna (Sachsen-Anhalt) und Barnstorf (Niedersachsen) zu beteiligen. Wenn in Kommunen Jugendpartizipation gefördert werden soll, müssen sich die kommunalen Akteure über Herausforderungen und Chancen von Jugendbeteiligung bewusst werden. Der vorliegende Beitrag stellt Bedingungen einer erfolgreichen Jugendbeteiligung vor.

» Volltext (PDF)
Handlungsempfehlungen im Umgang mit kommunalen Zielkonflikten
Projekt-Team LAZIKN2030 (2020)
LAZIKN2030 Ergebnisbroschüre

Das Forschungsvorhaben LAZIKN2030 der BMBF-Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ beschäftigte sich mit der Bearbeitung von Zielkonflikten der Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene. Der Verbund wollte:

  • die Entscheider*innen, Einwohner*innen und junge Menschen auf Zielkonflikte der Nachhaltigkeit aufmerksam machen und Handlungswege entwickeln,
  • Lösungsansätze anhand ausgewählter Zielkonflikte der Nachhaltigkeit beispielhaft erarbeiten,
  • einen schulischen Think Tank (Denkfabrik) aufbauen und
  • übertragbare Methoden für andere Anwender*innen in einer Toolbox zur Verfügung stellen.

Die Broschüre fasst den Verlauf sowie die Ergebnisse des Forschungsvorhabens zusammen.

» Volltext (PDF)

weitere Publikationen

Richter, Frauke / Schiller, Daniel: Finanzbedarfe der Mittelzentren in Ostdeutschland, 2020
Meyer, Christiane / Haubner, Randy: Nachhaltige Mobilität für unsere Region!, 2020
Haubner, Randy / Scheffler, Doreen / Schulz-Schwenker, Carolin: Wie können Jugendliche an der Gestaltung einer nachhaltigen Kommune mitwirken?, 2020