Kleinstadt_gestalten
Die Projektziele
Eine Stadt lebt vom Potenzial ihrer Bevölkerung und deren Gestaltungswillen und -räumen. So stand im Fokus von „Kleinstadt_gestalten“ das zivilgesellschaftliche Engagement für eine Kommune, die von starkem Bevölkerungsrückgang geprägt ist. In Weißwasser erforschte das Projektteam aus Kommune und Wissenschaft die spezifischen Bedürfnisse ausgewählter Bevölkerungsgruppen – von Jugendlichen, jungen Frauen und Rückkehrenden bzw. Zugezogenen. Dies sind allesamt Bevölkerungsgruppen, die einer Kommune Zukunft geben können. Ihnen sollten Räume für gemeinsame Ideen und Arbeiten geschaffen werden – Möglichkeitsräume. Zudem baute die Stadt die Anerkennungskultur für ihr Engagement aus.
Die Engagierten entwarfen Bürgerprojekte zur freiwilligen kommunalen Daseinsvorsorge. Diese ist für die Stadt Weißwasser zukunftsweisend, steht sie doch angesichts schwindender kommunaler Finanzspielräume vor Herausforderungen in diesem Bereich. Mit dem Projekt „Kleinstadt_gestalten“ gelang es, der Bevölkerung Anreize zu geben, um Bedarfe in der Stadt zu erkennen und sich zu engagieren.
Im Ergebnis wurden Lösungsstrategien entwickelt, die in anderen Kleinstädten mit ähnlichen Herausforderungen zur Anwendung kommen können – wie etwa zur Verstetigung von Bürgerprojekten und zur Schaffung von Ermöglichungsräumen.
Die Projektergebnisse
„Kleinstadt_gestalten“ entwickelte drei Werkzeuge für bürgerschaftliches Engagement der Daseinsvorsorge, die nun angewandt werden. Diese können als Bausteine einer „ermöglichenden Kleinstadt“ gelten. Im Einzelnen sind das:
» Eine Sommer-Schule aktiviert und motiviert Engagierte und dient der Ideenfindung für mögliche Bürgerprojekte.
» Ein Kleinprojektefond unterstützt die Bürgerprojekte finanziell bei der Umsetzung ihrer Aktivitäten.
» Eine Werkschau der Bürgerprojekte bietet eine Plattform für Engagierte, ihre Bürgerprojekte der Öffentlichkeit vorzustellen und für weitere Mitstreiter zu werben.
Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Projekt „Kleinstadt_gestalten“ wurden in Form von Handlungsempfehlungen auf der Projekt-Webseite ort-schafft.eu veröffentlicht.
Fünf Bürgerprojekte aus den Bereichen Kultur, Öffentlichkeitsarbeit, Jugendarbeit und Verbesserung des Wohnumfeldes wirken auch nach Projektende als Impulsgeber in die Stadtgesellschaft Weißwassers hinein. Bestehende Ermöglichungsräume, wie das soziokulturelle Zentrum und ein Vereinspavillon, bieten Plattformen, Ressourcen und Wissen für weitere Engagierte vor Ort und ihre Projekte.
Die Projektmethodik
Zunächst gewann das Projektteam die ausgewählten Bevölkerungsgruppen zum Mitmachen – mit der aus dem Marketing stammenden Guerilla-Taktik. Dann folgten Sommer-Schule und die weiteren Bausteine für bürgerschaftliches Engagement – im steten Austausch mit der Stadtverwaltung und den begleitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Im gesamten Prozess begleitete das Forschungsteam die Engagierten mit Knowhow, Infrastruktur und finanziellen Mitteln.
Bei der Ideenfindung und Umsetzung unterstützte das „Ort-Schafft“-Team aus Mitarbeitenden des Stadtvereins Weißwasser die Bürgerinnen und Bürger. Der zweite Projektpartner, die Stadtverwaltung, übernahm die Umsetzung eines Kleinprojektefonds im Sinne einer „ermöglichenden Kommune“. Das Dortmunder Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung begleitete das Projekt wissenschaftlich und evaluierte die Umsetzung der Bürgerprojekte und der Anreiz- sowie Anerkennungsmechanismen.
Das Fazit des Projektteams: Eine Kultur des Ermöglichens lässt sich am nachhaltigsten schaffen, wenn diese gemeinsam mit allen städtischen Akteurinnen und Akteuren im Sinne einer „Co-Kreation auf Augenhöhe“ gelebt wird.
Ergebnisse & Lösungen
Ehrenamtliche Projekte – selbst kleine – können wichtige Beiträge zur Umsetzung freiwilliger Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge leisten. Dennoch können Gemeinden, die vom demografischen Wandel betroffen sind, aufgrund der knappen kommunalen Haushaltsmittel oft solche Projekte nicht finanziell unterstützen.
Um zivilgesellschaftliches Engagement auch in einer solchen Kleinstadt zu ermöglichen, wurde in der Modellstadt Weißwasser im Projekt Kleinstadt_gestalten mit Hilfe einer BMBF-Förderung ein Kleinprojektefonds eingerichtet, der in der Verantwortung der Stadtverwaltung lag. Dieser Kleinprojektefonds wurde als Anschubfinanzierung für ausgewählte Bürgerprojekte angelegt, die im Laufe des Projekts unterstützt wurden. Damit sollte getestet werden, ob ein solcher Fonds die Möglichkeit bietet, Handlungsspielräume für Engagierte zu eröffnen und ihre Ideen in die Tat umzusetzen.
Gleichzeitig war der Fonds auch als Vehikel gedacht, Engagierte und Stadtverwaltung zum gemeinsamen Handeln für eine ko-kreative Stadt zu aktivieren. Wie der Kleinprojektefonds aufgebaut ist und von den Engagierten angenommen wurde, welche Stellschrauben angesetzt werden müssen, damit er unterstützend wirkt, und welche Begünstigungen er brachte, wird in diesem Beitrag erläutert.
» Volltext (PDF)Eine „ermöglichende Kleinstadt“, die auch (oder gerade) unter Bedingungen der Schrumpfung und demografischem Wandel Ehrenamt fördert, benötigt sowohl begünstigende lokale wie auch unterstützende übergeordnete Rahmenbedingungen. Dabei sind vor allem vielfältige Unterstützungsformen gefragt. Gleichzeitig sollten Ansprüche, was Ehrenamt alles zu leisten hat, abgebaut werden.
Insbesondere schrumpfende, strukturschwache Regionen sehen sich jedoch komplexen Dilemmata ausgesetzt: Zum einen brauchen gerade sie freiwillig Engagierte, um Daseinsvorsorgeleistungen abfedern zu können, die nach und nach weggebrochen sind. Zum anderen fehlt aber für viele Initiativen eine „kritische Masse“ an Personen, die sich ehrenamtlich engagieren.
Der Artikel gibt einen Einblick zu Hürden und Grenzen des Ehrenamtes sowie zu den Potenzialen der Mitgestaltung der eigenen Stadt. Es werden aber auch Empfehlungen an Institutionen auf Landes- und Bundesebene angesprochen, die auf lokaler Ebene nicht umsetzbar, aber entscheidende Voraussetzung sind, freiwilliges Engagement gerade in jenen Kommunen dauerhaft attraktiv zu gestalten und zu etablieren, die von Bevölkerungsrückgang stark betroffen sind.
» Volltext (PDF)Das Buch ist kein Ratgeber, kein Fahrplan und kein Kursbuch zum Kleinstadt gestalten. Das „Logbuch Kleinstadt gestalten“ ist eine Mischung aus Erfahrungsbericht und Szenario.
Mit den im Buch beschriebenen „Kleinstadt-Gestaltern“ wollen wir den Fokus auf freiwillig Engagierte setzen, die Ideen haben, ihre Stadt mitzugestalten, aber allein sind oder neu dazu stoßen. Es sind potentielle Gestalter, die sich aus dem Antrieb einbringen, etwas für das städtische Gemeinwesen aufzubauen, was ihnen oder ihrer Gruppe bisher fehlt: Freiwillig, unentgeltlich und meist als kleine Initiative oder gar als Einzelperson. Doch wie gelingt es ihnen? Wie gut können sie andocken? Welche Hürden müssen sie bewältigen und wie weit kommen sie mit/ ohne Unterstützung Dritter?
Das Logbuch hilft dabei, diesen Menschen auf lokaler Ebene Unterstützung zu geben und ihnen dabei zu helfen zu echten „Gestaltern“ für ihre Kommune zu werden.
» Volltext (PDF)