lebensWert
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Hessische Kommunen erproben ganzheitliches Entwicklungsmanagement
„lebensWert“ plant die vorausschauende Gestaltung von Wohnraum, Umfeld und technischer Infrastruktur. Die hessische Stadt Eschwege und umliegende Gemeinden erproben dafür ein ganzheitliches Managementkonzept, das Wissenschaftler unterschiedlicher Fachgebiete entwickeln. Ihr sozialökologischer Ansatz bezieht den gesamten Prozess von städtischer Entwicklung mit ein.

Die Projektziele
Ein regionales Entwicklungsmanagement zur Sicherung der Daseinsvorsorge sollte im Projekt „lebensWert“ gemeinsam von Forschenden und kommunalen Vertreterinnen und Vertretern erarbeitet werden. Die wissenschaftlichen Beteiligten: Forschende des Instituts für sozial-ökologische Forschung, der COOPERATIVE Infrastruktur und Umwelt und des Deutschen Instituts für Urbanistik. Die kommunalen Beteiligten arbeiten in den Verwaltungen der Städte, Gemeinden und Landkreises Werra-Meißner-Kreis in Nordhessen.

Im Mittelpunkt stand dabei, wie bereits bestehende Ansätze interkommunaler Kooperation weiter gestärkt und optimiert werden können. So wurden organisatorische Strukturen etabliert und auf regionaler Ebene weiterentwickelt. Durch ein abgestimmtes Handeln konnten Herausforderungen beim Erhalt der Daseinsvorsorge strategisch angegangen und Synergien genutzt werden.

Beispielhaft erprobten die Beteiligten neue Austauschformate für die Bereiche Wasser, Wohnen und Nahraum und entwickelten gemeinsame Produkte oder Prozesse. Diese zielten darauf ab, für Fragen – wie die Umsetzung neuer Regularien in der Siedlungswasserwirtschaft, den Umgang mit leerstehenden Gebäuden oder den Wandel der Nahversorgung – gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

Die Projektergebnisse
Die Vorschläge von „lebensWert“ für ein regionales Entwicklungsmanagement umfassen bereichsüber greifende, koordinierende und strategisch ausgerichtete Aktivitäten sowie themenbezogene und operative Aktivitäten. Als Ergebnis entstand ein Leitfaden, in dem die Aktivitäten zusammengefasst und mit weiteren Beispielen versehen wurden, um sie für andere Kommunen nutzbar zu machen. Dieser Leitfaden ist online abrufbar unter » diesem Link.

Neben den organisatorischen und prozessualen Empfehlungen wurden Maßnahmen initiiert, die von den Beteiligten vor Ort nach Projektende fortgesetzt werden:

» Für das Thema Wasser wurde ein strategisches Forum initiiert. Es dient dem Wissens- und Erfahrungsaustausch für Entscheidungstragende und leitendes Personal in der Siedlungswasserwirtschaft.

» Für das Thema Wohnen entstand ein Austauschforum zu Fördermöglichkeiten für Kommunen: Bürgermeiste rinnen, Bürgermeister und Bauamtsmitarbeitende stimmten sich interkommunal zu drängenden Fragen in den Bereichen Bauen, Wohnen und Sanieren ab.

» Für das Thema Nahraum wurden Elemente einer innovativen Nahversorgung sondiert und teils initiiert: Ein Nahversorgungswegweiser, der in das Routing des Nahverkehrsverbundes einfließt, sowie die bessere Vermarktung regionaler Produkte in Form einer Marktschwärmerei.

» Zudem entstand ein Implementierungskonzept für die Kommunen des Werra-Meißner-Kreises mit Empfehlungen für die Umsetzung des regionalen Entwicklungsmanagements.

Annegret Franz und Dr. Jörg Felmeden beleuchten die Ergebnisse des Projekts lebensWert, das ein Organisationsmodell für ein Entwicklungsmanagement zur Sicherung der Daseinsvorsorge in der Region entwickelte. Besonderer Schwerpunkt war hierbei die Siedlungswasserwirtschaft.

Bürgermeister Alexander Heppe skizziert die regionalen Kooperationen in unterschiedlichen Themenbereichen der Daseinsvorsorge im Werra-Meißner-Kreis. Er betont die Sorgen – wie die Angst vor Bedeutungsverlust und vor Überformalisierung – aber auch die Bedingungen für gelingende Kooperation, wie Offenheit, Augenhöhe zwischen Kernstädten und Umlandgemeinden und ein Verständnis von Nachbarschaft in der Region.

Die Projektmethodik
Das Projektteam arbeitete transdisziplinär zusammen. Zentral waren die Treffen von Stakeholdern mit kommunalen und regionalen Entscheidenden, in denen Lösungen für Wasser, Wohnen und Nahraum erarbeitet wurden. Für Situationsanalysen sowie zur Entwicklung, Erprobung und Bewertung der Maßnahmen wurden Fachleute und Passantinnen und Passanten befragt und Vor-Ort-Begehungen durchgeführt.

Ein Fazit dieser Methodik durch das Projektteam: Hohes Engagement einzelner kommunaler Akteurinnen und Akteuren und die Identifizierung mit bestimmten Themen befördert gemeinsame Lösungen. Notwendig seien dafür zeitliche und personelle Ressourcen in den Kommunen.

Ergebnisse & Lösungen

Strategischer Austausch in den Handlungsfeldern Wohnen und Siedlungswasserwirtschaft
Zimmermann, Martin / Stein, Melina (2020)
Martin Zimmermann & Melina Stein

Der demografische Wandel stellt die kommunalen Akteure bei der langfristigen Sicherung der Lebensqualität vor große Herausforderungen. Dies gilt beispielsweise für Aufgaben der Daseinsvorsorge in den Bereichen Wohnen und Siedlungswasserwirtschaft. Ziel ist es, aufgrund sich verändernder Wohnbedarfe ein attraktives und bedarfsgerechtes Wohnungsangebot sowie angesichts abnehmender Bevölkerungszahlen eine sichere Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung zu gewährleisten.

Formen der interkommunalen Zusammenarbeit können in diesem Zusammenhang helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen. Ein wesentliches Augenmerk liegt dabei nicht nur auf operativen, sondern insbesondere auch auf strategischen Maßnahmen. Im Beitrag werden die Möglichkeiten des strategischen Austauschs vorgestellt, die im Werra-Meißner-Kreis in Hessen im Projekt LebensWert in den Handlungsfeldern Wohnen und Wasser erprobt und untersucht wurden.

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Formen interkommunaler Kooperation
Riechel, Robert / Trapp, Jan Hendrik (2020)

Eine funktionierende Daseinsvorsorge als Kernaufgabe der Kommunen sichert Lebensqualität vor Ort. Um Daseinsvorsorge unter Bedingungen des demografischen Wandels zu gewährleisten, sind immer häufiger Lösungen notwendig, die Politikfelder und administrative Grenzen überwinden – der interkommunalen Kooperation kommt damit eine große Bedeutung zu.
Gerade in kleinen Städten und Gemeinden in ländlichen Räumen kann die interkommunale Kooperation Akteure entlasten und Freiräume für den Blick auf strategische Zukunftsfragen schaffen. Interkommunale Kooperation kann ein Weg sein, die kommunale Eigenständigkeit und lokale Identitäten zu wahren und zugleich Daseinsvorsorge und Lebensqualität zu sichern.

Im Projekt LebensWert wurde ein Modell für ein regionales Entwicklungsmanagement zur Sicherung der Daseinsvorsorge erarbeitet, das sowohl die organisatorische Struktur als auch das Management der interkommunalen Zusammenarbeit auf prozessualer Ebene beinhaltet. Zentral war dabei, die Aktivitäten strategisch und langfristig auszurichten, Handlungsfelder und deren Akteure miteinander in Bezug zu setzen und zu verknüpfen sowie dauerhaft tragfähige Strukturen zu schaffen.

Der Ansatz unterscheidet sich von eher sektoral orientierten Zugängen einerseits und auf Gemeindetypologien abgestellte Förderlogiken andererseits. Für eine ausführliche Darstellung sind die Ergebnisse in einem Leitfaden für Städte und Gemeinden in ländlichen Regionen aufbereitet worden.

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Wie Kommunen, Zivilgesellschaft und intermediäre Akteure durch Kooperation und Co-Produktion die Lebensqualität vor Ort verbessern können
Deffner, Jutta / Stein, Melina (2020)

Im Alltag der Bewohner*innen ist der Nahraum der Bereich, in dem verschiedene Angebote und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge genutzt werden und somit die Lebensqualität stark beeinflusst wird. Gleichzeitig ist alles, was das nahräumliche Lebensumfeld ausmacht, weder sektoral als Handlungsfeld in der kommunalen Daseinsvorsorge verankert, noch handelt es sich um Aufgaben, die die Kommunen allein gestalten und beeinflussen können, wie z. B. die Entwicklung der nahräumlichen Versorgung oder der Nahmobilität. Hier sind auch Unternehmen, Vereine und Zivilgesellschaft involviert. Zusammen mit diesen Akteuren müssen die Kommunen neue Kooperationsformen entwickeln, um Möglichkeiten zu schaffen, die Daseinsvorsorge im Nahraum angesichts demografischer Veränderungen aufrecht zu erhalten.

In dem Beitrag werden die Kooperationsmöglichkeiten, die im Projekt LebensWert zu Nahmobilität und nahräumlicher Versorgung untersucht wurden, vorgestellt und die Erfahrungen bewertet.

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Ein Leitfaden für Kommunen in ländlich geprägten Regionen
Trapp, Jan Hendrik / Hanke, Stefanie / Riechel, Robert / Deffner, Jutta / Zimmermann, Martin / Stein, Melina / Felmeden, Jörg / Franz, Annegret (2019)
Lebensqualität und Daseinsvorsorge durch interkommunale Kooperation

Der Leitfaden bietet Kommunen eine umfassende Orientierung, wie bestehende interkommunale Kooperationen vertieft, gestärkt und verstetigt werden können. Er zeigt Möglichkeiten auf, wie eine räumlich integrierte, handlungsfeldübergreifende kommunale Zusammenarbeit strukturiert und umgesetzt werden kann, indem organisatorische Strukturen etabliert und in einem sektorenübergreifenden Managementansatz auf regionaler Ebene weiterentwickelt werden können.

Neben dieser „strategischen Klammer“ erhalten Verantwortliche in Kommunen konkrete Anregungen und Hilfestellungen, wenn es zum Beispiel darum geht, Lösungen für Leerstandsimmobilien zu finden oder das Wohnungsangebot einer Kommune alters- und einkommensgerecht zu gestalten bzw. energetische Sanierungen im Wohnbereich umzusetzen.

» Volltext (PDF)

weitere Publikationen

Wenke-Thiem, Sybille / Neugart, Melanie: Lebensqualität im ländlichen Raum sichern, 2019
Zimmermann, Martin / Trapp, Jan Hendrik / Felmeden, Jörg: Wie geht zukunftsfähige Daseinsvorsorge auf dem Land?, 2019