KoDa eG
Die Projektziele
Sechs Kommunen in Baden-Württemberg und Thüringen wollen ihre Daseinsvorsorge zukunftsfähig aufstellen, indem sie neue Träger-Modelle einbeziehen. Dabei wollen kommunale Verwaltung und Bürgerinnen und Bürger gemeinsam die Grundlagen für gute Lebensqualität schaffen. Das Team des Projektes „Kommunale Daseinsvorsorge durch Bürgergenossenschaften (KoDa eG)“ untersuchte dafür, inwieweit einzelne Aufgaben der Daseinsvorsorge genossenschaftlich organisiert werden können. Die Forschenden wählten einen neuartigen hybriden Ansatz, der verschiedene Aufgabenfelder – soziale, kulturelle, wirtschaftliche – in einer Genossenschaft von Bürgerinnen und Bürgern zusammenfasst.
Erprobt wurde dieser Ansatz in den Gemeinden Neuweiler, Oberreichenbach, Oberried, Offenburg, Schuttertal in Baden-Württemberg und in Posterstein in Thüringen. Das Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung, die Beratungsinstitute SPES und K-Punkt Ländliche Entwicklung verantworteten die Forschungen.
Die Projektergebnisse
In den Projektgemeinden gibt es unterschiedliche Ergebnisse. Sie reichen vom Entstehen neuer zivilgesellschaftlicher Initiativen über die Gründung von Genossenschaften bis hin zum dauerhaften Etablieren bestehender Aktivitäten.
- In Neuweiler wurde eine hybride Bürgergenossenschaft gegründet.
- In Oberreichenbach wurden Themen der Daseinsvorsorge in öffentlichen Formaten wie einem Marktplatzkonzept und einen Unternehmerstammtisch aufgegriffen.
- In Oberried wird eine Wohnungsbaugenossenschaft zu einer Bürgergenossenschaft weiterentwickelt. Zudem nahm die örtliche Bürgergemeinschaft eine Tagespflege und eine Wohngruppe in Betrieb.
- In Offenburg entstand ein Programm zur Initiativförderung, das unter anderem auf die Gründung von Bürgergenossenschaften gerichtet ist.
- In Schuttertal wird in einem bürgerschaftlichen Zusammenschluss eine neue, ambulant betreute Wohngemeinschaft angestrebt.
- In Posterstein bildeten sich neue bürgerschaftliche Allianzen für Natur, Tourismus, Mobilität und Nachbarschaftshilfe.
Das Forschungsteam zieht aus den unterschiedlichen Erkenntnissen in den sechs Kommunen zentrale Schlussfolgerungen: Im Mittelpunkt genossenschaftlicher Modelle sollten die Interessen und Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger stehen. Notwendig für eine Genossenschaft sind Treiber ebenso wie eine dauerhafte Kooperation mit der Kommune.
Bürgergenossenschaften sind wirtschaftliche Modelle im Sinne des Gemeinwesens – Modelle sozialer Ökonomie. Jede Bürgergenossenschaft ist ein Unikat. Sie benötigt fachlich erfahrene, flexible und motivierende Begleitung von der Ideenfindung bis zur Genossenschaftsgründung.
In einem Online-Handbuch werden die in „KoDa eG“ gewonnenen Erkenntnisse und Schritte zur Gründung von Bürgergenossenschaften auf der Projekt-Homepage veröffentlicht.
Prof. Dr. Thomas Klie zeigt die Möglichkeiten des beinahe in Vergessenheit geratenen Konzepts der Bürgergenossenschaften auf, um kommunale Daseinsvorsorge abzusichern. Er verdeutlicht ihre Rolle als tragfähige Alternative zur Dienstleistungsorientierung und zu Modellen der Privatisierung öffentlicher Aufgaben – weist aber auch auf die erforderlichen Mentalitäten und die Herausforderungen eines solchen Ansatzes hin.
Die Projektmethodik
Das Forschungsteam wählte eine partizipative und transparente Vorgehensweise. In mehreren Workshops wurden Beteiligungsprozesse von Bürgerinnen und Bürgern verstetigt und thematische Schwerpunkte ausgearbeitet. „KoDa eG“ wollte vor allem diejenigen Einwohnerinnen und Einwohner erreichen, die sich bisher nicht beziehungsweise wenig engagieren, sogenannte „stille Gruppen“. Dafür führte das Forschungsteam beispielsweise Bürgerbefragungen durch.
Ein wesentliches Fazit ziehen die „KoDa eG“-Beteiligten: Genossenschaftliche Initiativen in der Daseinsvorsorge können demokratische Prozesse stärken. Ein Anschlussprojekt könnte mit der Fragestellung ansetzen: „Welche Bedeutungen haben gemeinwirtschaftliche Strategien für die Sicherung regionaler, aber auch demokratischer Resilienz?“
Ergebnisse & Lösungen
Hybride Bürgergenossenschaften bieten sich insbesondere in kleinen Gemeinen, aber auch interkommunal als gemeinwirtschaftlich getragene und initiierte Beiträge zur Daseinsvorsorge an. Sie können sich auf unterschiedliche Felder der Daseinsvorsorge beziehen, leben von kommunalpolitischer Unterstützung und einem zivilgesellschaftlichen, aber auch unternehmerischen Engagement der Bürger*innen vor Ort.
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