KuDeQua
KuDeQua
Kultur- und demografiesensible Quartiere
In „KuDeQua“ erarbeiteten Dortmunder Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Fachleuten der Kommune, des Instituts Arbeit und Technik und der NRW.BANK zukunftsfähige Daseinsvorsorge für ihre Quartiere. Dabei entstand unter anderem ein Modell eines multifunktionalen Ortes für Dienstleistungen, Begegnung und Kultur.

Die Projektziele
Die Stadt Dortmund möchte in all ihren Quartieren für gleichwertige Lebensverhältnisse sorgen und sieht Entwicklungsbedarf vor allem für den Norden. Das Forschungsteam von „KuDeQua“ stellte deshalb in zwei Quartieren die exemplarische Frage, wie gesellschaftlich notwendige Dienstleistungen mittels alternativer und bürgerschaftlich getragener Organisations- und Finanzierungsmodelle erhalten oder aufgebaut werden können. Forschende des Gelsenkirchener Instituts Arbeit und Technik ermittelten gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und der NRW.Bank zunächst die konkreten Bedarfe. Anschließend untersuchten sie, wie diese sich mittels alternativer Finanzierungs- und Organisationsmodelle aufbauen lassen.

Als Pilotquartiere dienten der Dortmunder Bezirk Marten und der Stadtteil Eving mit 9.500 bzw. 21.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Diese beiden Quartiere werden auch über das Projektende hinaus in ihrer nachhaltigen Entwicklung von der Stadtverwaltung unterstützt.

Die Projektergebnisse
Begegnungsort: der multifunktionale Raum
Entlang der ermittelten Bedarfe entstand ein multifunktionaler Raum ähnlich einem soziokulturellen Dienstleistungzentrum und Bürgertreff. Dieser bündelt Angebote für Jugendliche und Erwachsene, wie Co-Learning, Tausch- und Leihbörse, Vermittlung von Hausbesuchen und Post-Dienste. Auch ein Cafe für die Begegnung verschiedener Generationen ist enthalten. Finanziell getragen wird die Einrichtung durch eine Kombination von kostenfreien und bezahlten Diensten sowie ehrenamtlichen und professionellen Mitwirkenden. Das Konzept steht, ein geeigneter Ort ist gefunden. Ein eigens eingestellter Quartiersmanager wird die Aktivitäten künftig koordinieren.

Interaktive Beteiligungsformate
„KuDeQua“ führte eine interaktive Veranstaltungsreihe durch, um mit der Bevölkerung Ideen und Werkzeuge für die Quartiersgestaltung zu vermitteln und zu diskutieren. Die Themen wurden auf Basis der geäußerten Wünsche aktualisiert und angepasst.

Beratende Einrichtungen
Im Ergebnis der „KuDeQua“-Bedarfsermittlung der Bevölkerung baut die Stadt Dortmund ihre Beratungsangebote aus, u.a. entsteht ein Unterstützungszentrum für UnternehmerInnen und Unternehmer unterschiedlicher kultureller Hintergründe.

Wegweiser Quartiersentwicklung
Ein Wegweiser Quartiersentwicklung zeigt anderen Kommunen die Lösungen für die Quartiersentwicklung auf. Er enthält Instrumente zur Quartiersanalyse; zu Formen der Koproduktion, zu Finanzierung von schwach rentierlichen bis rentierlichen Diensten. Diese sind jeweils von konkreten Beispielen unterlegt. Für die Finanzierung der neuen bürgerschaftlich getragenen Dienstleistungen empfiehlt der Wegweiser beispielsweise eine Verknüpfung von wirtschaftlich rentablen und notwendigen, aber unrentablen Diensten, auch durch die Zusammenführung von professionellen und ehrenamtlich Tätigen.

Elke Dahlbeck und Dajana Schlieter beleuchten Möglichkeiten, ehrenamtlich getragene soziale Infrastruktur im Quartier zu stützen und zu fördern. Hierzu wurden alternative Finanzierungs- und Organisationsmodelle für diese Initiativen erprobt und kommunale Unterstützungsstrukturen entworfen.

Die Projektmethodik
Im Rahmen von „KuDeQua“ wurden folgende Arbeitsschritte und Methoden genutzt:

» Für die Identifikation bedarfsgerechter Dienstleistungen und endogener Potenziale im Quartier wurden Gespräche mit Fachleuten aus Bevölkerung und Unternehmen durchgeführt, dazu eine Quartiersbegehung, eine Sekundäranalyse kommunaler statistischer Daten und eine Leerstandserhebung.
» Verschiedene Finanzierungszugänge für Unternehmensgründungen (rentierlich sowie schwach bis unrentierlich) wurden u.a. durch Befragungen von Unternehmen und Gründungsberatungen analysiert.
» In Workshops und Gesprächen mit relevanten Akteurinnen und Akteuren entstanden die Lösungsmöglichkeiten für Organisation und Finanzierung neuer gesellschaftlicher Dienstleistungen.

Ergebnisse & Lösungen

Erhalt und (Wieder-)Aufbau gesellschaftlich notwendiger Dienstleistungen im Quartier
Institut Arbeit und Technik (Hrsg.) (2020)
Wegweiser Quartiersentwicklung

Der "Wegweiser Quartiersentwicklung" bündelt die Erkenntnisse aus den letzten drei Jahren des Forschungsvorhabens "KuDeQua: Quartierslabore – Kultur- und demografiesensible Entwicklung bürgerschaftlich getragener Finanzierungs- und Organisationsmodelle für gesellschaftliche Dienstleistungen im Quartier" und soll Kommunen sowie allen interessierten Leser*innen Anregungen und Instrumente an die Hand geben, mit Hilfe derer eine nachhaltige Quartiersgestaltung mit dem Fokus auf gesellschaftlich notwendige Dienstleistungen gelingen kann.

» Volltext (PDF)
Multifunktionale Räume für den Erhalt gesellschaftlich notwendiger Dienstleistungen im Quartier
Dahlbeck, Elke / Schlieter, Dajana (2020)
Lebendige Quartiere – Multifunktionale Räume für den Erhalt gesellschaftlich notwendiger Dienstleistungen im Quartier

Es betrifft nicht nur mehr den ländlichen Raum: Zunehmender Online-Handel, ein verändertes Konsum- und Mobilitätsverhalten sowie die Zentrierung von Einzelhandel und Dienstleistungsangeboten in die innerstädtischen Lagen führen auch in städtischen Quartieren zu fehlenden Dienstleistungen und Angeboten sowie einem zunehmenden Leerstand.

Eine Möglichkeit, Dienstleistungen und Angebote vor Ort dennoch finanziell tragfähig und langfristig anzubieten, ist deren Bündelung unter einem Dach. Unter Mitwirkung unterschiedlicher Akteure, von Gründer*innen über Ehrenamtliche bis zu kommunalen Akteuren, können Konzepte gemeinsam entwickelt werden, die den Bedarfslagen der jeweiligen Quartiere entsprechen und passgenaue Angebote und Dienstleistungen beinhalten.

In ländlichen Regionen hat sich dies bereits bewährt. Es bietet sich an, solche Konzepte auch für den städtischen Raum zu nutzen.

» Volltext (PDF)
Kommunale Unterstützungsstrukturen für bürgerschaftlich getragene Finanzierungs- und Organisationsmodelle
Dahlbeck, Elke / Schlieter, Dajana / Jochimsen, Kerstin (2020)
Kommune unterstützt Bürger

Um Versorgungslücken gesellschaftlicher Dienstleistungen (wie etwa haushaltsnahe Dienstleistungen, Nahversorgungsangebote oder soziale Dienste) in Quartieren zu vermeiden oder Angebote (wieder) aufzubauen, bedarf es neuer Organisations- und Finanzierungsformen. Viele Bürger*innen sind bereit, sich in vielfältiger Art und Weise für ihr Quartier gemeinwohlorientiert zu engagieren – hierbei dürfen sie jedoch nicht allein gelassen werden.

Eine niedrigschwellige kommunale Unterstützungsstruktur zur Beratung und Begleitung bürgerschaftlich getragener Finanzierungs- und Organisationsmodelle – in Anlehnung an klassische Existenzgründungsberatungen – stellt ein wirkungsvolles Mittel dar, um Bürgerengagement für das Gemeinwohl im Quartier wirksam werden zu lassen.

» Volltext (PDF)