MIGOEK
Die Projektziele
Ziel des Projekts „MIGOEK“ war die Förderung migrantischer Ökonomie zur nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume. Damit soll vor allem das Potenzial dieser Unternehmen für die Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume zum Tragen kommen: Sie schaffen Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung, beleben die Innenstädte und leisten einen Beitrag zur Integration.
Dafür haben die drei Landkreise Cloppenburg, Holzminden und der Werra-Meißner-Kreis in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) Bausteine erarbeitet, die Gründungsinteressierte und Unternehmen von Menschen mit Migrationshintergrund bedarfsgerecht unterstützen und Beratungsorganisationen für deren spezifische Bedarfe sensibilisiert.
Die Projektergebnisse
Die Bestandsaufnahme der drei unterschiedlich strukturierten Landkreise in Hessen und Niedersachsen ergab für alle drei Regionen ähnliche Bedarfe zur Förderung migrantischer Unternehmen: Das sind unter anderem professionelle Informationen für die Unternehmen, die Vernetzung von Organisationen der Wirtschafts- und Integrationsförderung sowie der Migriertenorganisationen und eine interkulturelle Öffnung von Organisationen der Wirtschaft und der Existenzgründungsberatung.
Für diese Bedarfe entwickelte das Forschungsteam verschiedene Bausteine, die größtenteils über das Infoportal abrufbar sind:
Neue Beratungsangebote:
» Eine Datenbank verzeichnet bundesweite Unterstützungsangebote.
» Für jeden der drei Landkreise entstand eine spezifische mehrsprachige Informationsbroschüre „Gründen im Landkreis …“ mit den wesentlichen Informationen und Kontaktadressen. Sie ist online erhältlich, ebenso in den Beratungseinrichtungen und Migriertenorganisationen.
» Informationsveranstaltungen für migrantische Gründungsinteressierte wurden dezentral in den Landkreisen durchgeführt.
Vernetzung:
» Vernetzungstreffen zwischen den Beratungseinrichtungen (Existenzgründungsberatung und Integrationsberatung) und Migriertenorganisationen wurden in den Landkreisen durchgeführt.
Weiterbildung:
» Ein Weiterbildungsworkshop „Vielfalt in der Gründungsberatung“ wurde entwickelt und in den drei Landkreisen durchgeführt. Ein Infofilm auf der Projektwebsite erläutert das Angebot.
» Migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer aus den drei Landkreisen geben in Filmbeiträgen ihre Erfahrungen an potenzielle Gründerinnen und Gründer weiter. Die „Erfolgsgeschichten“ sind auf der Projektseite einsehbar.
Das Weiterbildungsangebot wurde fester Bestandteil des Hochschulprogramms. Für die Übernahme der Datenbank wird die Fachstelle „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) für Migrantenökonomie angefragt. In einem Anschlussprojekt im Rahmen des IQ-Netzwerks Hessen werden die Projektergebnisse für weitere Land kreise weiterentwickelt und angewandt.
Prof. Dr. Leonie Wagner und Julia Yildiz fokussierten unter „Vielfalt leben“ auf Unterstützungsstrukturen für migrantische Ökonomie in ländlich geprägten Landkreisen. Sie zeigen Möglichkeiten und Anforderungen in drei Handlungsbereichen (Information, Vernetzung und Weiterbildung) auf, die besonders geeignet sind, migrantische Gründungen zu unterstützen. Sie verweisen aber auch auf die Herausforderungen einer interkulturellen Öffnung der kommunalen Verwaltung.
Die Projektmethodik
Für die Bestandsaufnahme analysierte das „MIGOEK“- Forschungsteam Daten über Wirtschaftsstruktur, Bevölkerung - insbesondere mit Migrationshintergrund - und Gründungsgeschehen in den Landkreisen. Auch führte es Interviews mit Fachleuten aus Gründungsberatung, Integrationsförderung und migrantischen Gründerinnen und Gründern und wertete sie aus. Sämtliche Projektergebnisse wurden in enger Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis entwickelt und evaluiert. Die größte Herausforderung waren Sprachbarrieren: der Ratsuchenden (Sprachkenntnisse) und der Beratenden (Fachsprache). Informationsveranstaltungen und Broschüren wurden für Menschen ohne oder mit geringen Vorkenntnissen konzipiert.
Ergebnisse & Lösungen
Als ein wesentliches Manko der Beratungsmöglichkeiten für (migrantische) Gründungsinteressierte hat sich in den untersuchten Landkreisen herausgestellt, dass es keine ausreichenden proaktiven Beratungsangebote oder Beratungsangebote für die Vorgründungsphase gibt. Zudem sind die vorhandenen Angebote weder bei Gründungswilligen noch bei Einrichtungen der Integrationsförderung oder den Migrant*innenorganisationen bekannt; entsprechend werden sie nicht genutzt und wertvolle Potenziale gehen verloren.
Um dem zu begegnen, wurde im Projekt MIGOEK sowohl eine Informationsbroschüre als auch ein Konzept für eine niedrigschwellige Informations- und Vernetzungsveranstaltung erarbeitet. Die Informationsbroschüren wurden vor allem über Einrichtungen der Integrationsförderung an Gründungswillige weitergegeben und an den Stellen platziert, wo sich die Zielgruppe trifft und austauscht. Die Informationsveranstaltungen wurden z.T. gemeinsam mit Gründungsberater*innen der Wirtschaftsförderungen dezentral in den beteiligten Landkreisen durchgeführt und evaluiert.
Mit Hilfe dieser Veranstaltungen konnte ein niedrigschwelliges Forum für Gründungsideen eröffnet werden. Gründer*innen suchten im Anschluss z.T. Beratungsstellen auf und vernetzten sich untereinander. Mit relativ geringem Aufwand könnten ähnliche Veranstaltungen auch andernorts durchgeführt werden, um ein gründungsfreundliches Klima und die Strukturen in der Region den Bedarfen anzupassen. Notwendig dafür ist die Bereitschaft der Wirtschaftsförderung und/oder weiterer Organisationen (HWK, IHK etc.) zur Mitarbeit.
» Volltext (PDF)Bislang gibt es keine spezifisch auf die Gruppe der Gründungsberater*innen zugeschnittene Weiterbildung zu interkultureller Kompetenz und Öffnung. Insbesondere in ländlichen Räumen ist jedoch der Bedarf für interkulturelle Sensibilisierung besonders hoch, da es vielen Berater*innen aus verschiedenen Gründen an interkultureller Kompetenz fehlt. Das ist ein Ergebnis des Forschungsprojekts MIGOEK der HAWK Holzminden|Hildesheim|Göttingen.
Als Reaktion darauf entwickelte MIGOEK den Workshop „Vielfalt in der Gründungsberatung“, der die Teilnehmenden bedarfsorientiert für Diversität sensibilisieren und über gute Beratung informieren soll. Auch über das Projektende (06/2020) hinaus soll der Workshop bestehen bleiben und über das Weiterbildungsangebot der HAWK gebucht werden können. Aus den Forschungsergebnissen lassen sich darüber hinaus weitere Bedarfe für spezifische Workshops ableiten.
» Volltext (PDF)Migrantische Gründungen besitzen ein großes Potenzial für ländliche Regionen: Menschen mit Migrationshintergrund gründen häufiger, schaffen dadurch Arbeitsplätze und sind damit ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Räume. Dieser Artikel beschreibt, warum dieses Potenzial aus Sicht des Projekts MIGOEK bisher kaum genutzt wird und welche Probleme daraus entstehen.
Um dieser Situation zu begegnen und migrantische Gründungen zu fördern, haben die Mitarbeiter*innen von MIGOEK verschiedene interdisziplinäre Lösungsansätze entwickelt und getestet. Dabei wurde auf Erkenntnisse der Regionalentwicklung, der Wirtschaftsförderung und der Sozialen Arbeit zurückgegriffen. Die entsprechenden Erfahrungen und Schlussfolgerungen des Projektes werden in diesem einführenden Beitrag ebenfalls überblicksartig skizziert.
» Volltext (PDF)Neue Netzwerke schaffen Verbindungen zwischen migrantischen Gründungsinteressierten und Beratungseinrichtungen der Wirtschaftsförderung. Bislang gab es kaum Kontakte zwischen Integrationseinrichtungen, Migrant*innenselbstorganisationen (MSO) sowie Gründungsberatungseinrichtungen.
Um eine bessere Vernetzung der Wirtschafts- und Integrationseinrichtungen sowie MSOs zu fördern, wurden im Projekt MIGOEK Vernetzungstreffen angestoßen und organisiert. Die Veranstaltungen wurden zum Teil gemeinsam mit Gründungsberater*innen dezentral in den Landkreisen durchgeführt.
Der Beitrag geht auf die Bedarfe der Akteursgruppen ein und stellt Umsetzungsmöglichkeiten für neue Netzwerke exemplarisch vor.
» Volltext (PDF)Gründungsberatung im ländlichen Raum erfolgt häufig weder ausgerichtet an spezifischen Bedarfen der Ratsuchenden noch nach einheitlichen Regeln. Dass es auch anders gehen kann, zeigt die Datenbank für Beispiele guter Beratungs- und Unterstützungsangebote der migrantischen Ökonomie. Sie gibt insbesondere Verantwortlichen für Gründungsberatung und Integrationsförderung Anregung und ist Ergebnis einer bundesweiten Internetrecherche (Stand Dezember 2019) mit Beispielen aus ländlichen Regionen und Großstädten sowie von öffentlichen und privaten/zivilgesellschaftlichen Anbieter*innen.