DeWaK
Die Projektziele
Eine demografiefeste Daseinsvorsorge, die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen den Zugang zu sozialen Angeboten gewährleistet, ist das Ziel der beiden Nordrhein-Westfälischen Modellkommunen. Die Stadt Herten und der Ennepe-Ruhr-Kreis setzten dafür im Projekt „DeWaK“ jeweils unterschiedliche Schwerpunkte. Herten will ein integratives Zentrum etablieren, in dem auch verschiedene soziale Träger ihre Arbeitsräume und Ressourcen haben. Der Ennepe-Ruhr-Kreis schuf einen Nachbarschaftstreff, mit Unterstützung engagierter Bewohnerinnen und Bewohner.
Gemeinsam mit Raumplanenden und Finanzfachleuten entwickelten die beiden Modellkommunen entsprechende Konzepte und testeten verschiedene Organisations- und Kooperationsmodelle, die langfristig tragbar und demografiegerecht sind. Die Forschenden der Technischen Universität Dortmund übernahmen dabei die räumliche Organisation und Ressourcenbündelung verschiedener Träger. Die Forschenden der International School of Management Dortmund sowie des RWI-Leipzig-Instituts für Wirtschaftsforschung Essen erstellten finanzielle, rechtlich tragfähige Lösungen.
Die Projektergebnisse
Die Ergebnisse des Projekts sind die beiden Einrichtungen für die Modellkommunen und übertragbare Kooperations- und Finanzierungskonzepte:
Die Modellkommune Herten
In einem innerstädtischen Quartier in Herten planten Kommunen und Bürgerschaft ein Zentrum für soziale Integration mit digitaler Plattform. Im Projektverlauf bildete sich ein aktives und engagiertes Netzwerk aus Interessierten, das nach Projektende weiter an der Realisierung arbeitet.
Ein weiteres Ergebnis: Ihre intensivierte Zusammenarbeit wollen Kommune und freie Träger auch über das Zentrum hinaus weiterführen.
Die Modellkommune Ennepe-Ruhr-Kreis
In Grundschöttel im Ennepe-Ruhr-Kreis wurde ein Bürgertreff für gemeinschaftliche Aktivitäten in der Nachbarschaft geschaffen. Ein Quartiersmanager baute den Treff mit Hilfe der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft EN Wohnen auf. Gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern schuf das Team mehrere Angebote, wie beispielsweise ein Repair-Café und eine Nachhilfeaktion. Um die finanzielle Tragfähigkeit langfristig zu sichern, wurde untersucht, wie mit geeigneten Planungsinstrumentarien und einem sozialräumlichen Ansatz bisher ungenutzte öffentliche und nicht-öffentliche Ressourcen mobilisiert werden können.
Übergreifende Ergebnisse
Die erarbeiteten Instrumente zur Aktivierung der Bürgerschaft, die Ideen zur räumlichen Ressourcenbündelung inklusive einer digitalen Plattform und zu neuen ko-produktiven Finanzierungsmöglichkeiten können auch von weiteren Kommunen und freien Trägern genutzt werden, um die Zusammenarbeit in Kommunen auf eine neue Basis zu stellen. Erfolgsfaktoren für soziale Einrichtungen in neuen Kooperationsformen sind eine dauerhafte kommunal politische Unterstützung und engagierte soziale Träger.
Prof. Christa Reicher gibt Einblicke in die Erkenntnisse des Projekt DeWaK, das neue Organisations- und Kooperationsmodelle für soziale Einrichtungen erforschte. Deutlich zeigt sie die bedeutende Rolle der Kommune bei der Unterstützung ehrenamtlich getragener Daseinsvorsorgeeinrichtungen auf.
Die Projektmethodik
Das „DeWaK“-Team wählte einen sozialräumlichen Ansatz. Dieser ermöglichte eine adäquate Problemanalyse und damit die Grundlage für die Entwicklung von Lösungsstrategien. Der Ansatz enthält drei Perspektiven: Die systemische Raumanalyse zielt darauf, räumliche und soziale Rahmenbedingungen und Prozesse integriert zu betrachten. Die Stakeholderanalyse ermittelt die relevanten Akteurinnen und Akteure und versucht, ihre Präferenzstruktur offenzulegen.
Im Rahmen der Finanzanalyse erfasste das Forschungsteam den Status quo der kommunalen Finanzlage. Mit einem Fiscal Stress Test konnte die Resilienz der kommunalen Haushalte beurteilt werden. Um praxistaugliche Modelle für die kommunalen Partner zu entwickeln, wurden zudem die institutionellen Rahmenbedingungen sowie im Rahmen von Fallstudien existierende Modelle auf ihre Anwendbarkeit untersucht.
Ergebnisse & Lösungen
Die Kommunalisierung der Sozialpolitik zeigt sich darin, dass etwa ein Viertel der bereinigten kommunalen Ausgaben in Sozialleistungen fließen. Dabei bestehen erhebliche regionale Disparitäten bezüglich Art und Umfang der Sozialleistungen, die auf Unterschiede in der lokalen Wirtschaftskraft oder den demografischen Strukturen zurückzuführen sind. Vor besonderen Problemen stehen Kommunen mit prekärer Haushaltslage, die diese Lasten allenfalls durch erhebliche Einschränkungen der kommunalen Daseinsvorsorge in anderen Bereichen stemmen können.
Wie aber können Kommunen – selbst bei prekärer Haushaltslage – Handlungsspielräume für eine proaktive und wirkungsorientierte Sozialpolitik schaffen? Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist, eine integrierte Sozial- und Finanzplanung umzusetzen, die Handlungsbedarfe frühzeitig erkennt und mit den verfügbaren, fachübergreifenden Handlungsressourcen zusammenbringt. Des Weiteren muss die Möglichkeit genutzt werden, Ressourcen des dritten (z.B. Wohlfahrtsverbände) und des informellen Sektors (z.B. ehrenamtliches Engagement) sowie des Marktes (Public-Private-Partnership, Sponsoring) zu mobilisieren. Insgesamt kann auf diese Weise die Effizienz und Effektivität der Aufgabenerfüllung verbessert werden. Im Ergebnis ist eine Entlastung der kommunalen Haushalte durch Mehreinnahmen und Minderausgaben zu erwarten.
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